Theatermacherin Lotte de Beer erledigt Rossini. Ein desaströser Il Barbiere di Siviglia an De Nationale Opera Amsterdam

Im Rossini Jahr – vor 150 Jahren verstarb der Komponist in Paris – sollte man keine Grand Opéra und keine Buffa des Maestro versäumen. Im Theater der Wien sahen und hörten wir zu Beginn der Spielzeit Guillaume Tell – in einer in Musik und Szene herausragenden Produktion, und jetzt waren wir in Amsterdam beim Barbiere di Siviglia, einem so berühmten und so viele tausend Male aufgeführten Melodramma buffo, wo man eigentlich nichts falsch machen kann.

In Amsterdam hat man eine besondere Leistung vollbracht.

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Unter Zombies in den Katakomben. Antú Romero Nunes inszeniert Les Vêpres siciliennes an der Bayerischen Staatsoper

Schon wieder Grand Opéra – und dies innerhalb weniger Wochen. Nach Rossinis Guillaume Tell am Theater an der Wien, Meyerbeer’s Les Huguenots an der Opéra National in Paris und Berlioz‘ Les Troyens an der Wiener Staatsoper  sind wir jetzt mit Verdis Les Vêpres siciliennes an der Bayerischen Staatsoper angekommen. Immer wieder dieselben ermüdenden Klischees: mörderische Staatsaktionen, unglückliche Liebe, große Stimmen, machtvolle Chöre, Ballett,  Ausstattungs- und Dekorationstheater.

Nein, nicht immer ist es so. Jetzt in München verzichtet das Produktionsteam auf alle Bühnenpracht.

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Inzest mit fatalem Ausgang im Doppelpack. Lydia Steier inszeniert an der Oper Frankfurt Strawinsky, Oedipus Rex und Tschaikowski, Iolanta

Was haben Strawinskys Opernoratorium und Tschaikowskis lyrische Oper gemeinsam? Auf den ersten Blick: gar nichts. Hier die griechische Tragödie vom unschuldig-schuldigen Ödipus. Dort das Märchen von der blinden Prinzessin, die von ihrer Krankheit geheilt wird und die Liebe findet. Und doch – so zeigt Theatermacherin Lydia Steier – gibt es zwischen den scheinbar sich so fern stehenden Stücken Verklammerungen. Ein vom Fatum vernichteter Ödipus wählt, als er seiner Taten einsichtig wird, freiwillig die Nacht der Blindheit. Die blinde Prinzessin wählt, um den Geliebten zu retten, das Risiko des Lichts.

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Sex-Klamotte mit Mozart Soundtrack am Opernhaus Zürich. Kirill Serebrennikov inszeniert, bebildert und kostümiert Così fan tutte aus der Ferne – aus dem Hausarrest in Moskau

Theater- und Filmemacher Serebrennikov hält es nicht mit den Liebesdiskursen des Settecento und auch nicht mit den Mythen der Aufklärung von der Manipulierbarkeit des Menschen und deren ironischer Verzerrung ins Parodistische, wie es einst Daponte und Mozart vorschlugen. Er optiert für das Handfeste: für Boulevardtheater, Klamotte, Parodie und Satire des Lifestyle junger Leute von heute und gibt dem Affen so richtig Zucker. Mit anderen Worten: er bedient die Altherrenphantasien über Weiber und Sex und provoziert so manchen der braven Zürcher Abonnenten zu blökendem Lachen. Sie wussten ja schon immer über die die Weiber Bescheid. Die wollen vor allem heißen Sex und als Zugabe Money fürs Shopping. Und wenn sie das nicht kriegen, dann werden sie hysterisch. So mag wohl so mancher im Publikum gedacht haben.

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Schwüle, sinnliche Klangwelten mit angeblichen Hitchcock Assoziationen. Barrie Kosky inszeniert und Vladimir Jurowski dirigiert Die Gezeichneten am Opernhaus Zürich

Auf Hitchcock – auf ihn verweist Kosky im Programmheft – wäre ich nicht gekommen. Die Inszenierung – so schien es mir – setzt ganz andere Akzente. Ihr geht es –  so schien es mir – um die Abgründe der Kunstwelt, in der der Sammler und Kunstmäzen selber zum Objekt wird, nein sich selber dem Künstler als Objekt ausliefert. Hier im konkreten Fall wird der Mäzen von der Malerin manipuliert und vernichtet. Von der Malerin Carlotta, die von ihrem Objekt einen bestimmt Ausdruck verlangt, diesen einfängt und das Objekt, nachdem es seinen Dienst getan hat, vernichtet.

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Arbeiterführer Lohengrin schafft keinen Aufbruch in der DDR. Lohengrin an der Staatsoper Stuttgart

Lohengrin als schwerreicher Investmentbanker, Lohengrin unter Faschisten, Lohengrin als Zimmermann, der das Häusle für die schwäbische Maid baut, Lohengrin als Schwächling und Störenfried, den die preußischen Militärs im Finale erschlagen, Lohengrin als Friedensengel und  Demagoge, Elsa und Lohengrin auf dem Dorfe in Trachtenkostümen. All diese Varianten des Mythos und  noch so manche andere haben kundige Theatermacher im letzten Jahrzehnt einem geduldigen Publikum  vorgesetzt.

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