Schwüle, sinnliche Klangwelten mit angeblichen Hitchcock Assoziationen. Barrie Kosky inszeniert und Vladimir Jurowski dirigiert Die Gezeichneten am Opernhaus Zürich

Auf Hitchcock – auf ihn verweist Kosky im Programmheft – wäre ich nicht gekommen. Die Inszenierung – so schien es mir – setzt ganz andere Akzente. Ihr geht es –  so schien es mir – um die Abgründe der Kunstwelt, in der der Sammler und Kunstmäzen selber zum Objekt wird, nein sich selber dem Künstler als Objekt ausliefert. Hier im konkreten Fall wird der Mäzen von der Malerin manipuliert und vernichtet. Von der Malerin Carlotta, die von ihrem Objekt einen bestimmt Ausdruck verlangt, diesen einfängt und das Objekt, nachdem es seinen Dienst getan hat, vernichtet.

… → weiterlesen

Marionettentheater unter Irren. Andreas Homoki inszeniert Wozzeck am Opernhaus Zürich

Um es gleich vorweg zu sagen:  diese Zürcher Inszenierung ist einfach grandios. Sie fasziniert mit ihrer Grundkonzeption, hält den Spannungsbogen über eineinhalb Stunden hinweg, ist weder belehrend noch ideologisch, verzichtet auf Sozialkitsch und allen kruden Realismus, macht aus einem der Lieblingsstücke der Brechtianer groteskes Marionetten- und Kasperletheater – und legt mit dieser Konzeption den Kern des Stücks frei.

Die Figuren, die da auf der Bühne agieren: der geschundene Wozzeck, die sexhungrige Marie, der geile Tambourmajor, der Jammerlappen von Hauptmann, der zynische Doktor, sie alle sind, mögen sie auch als Irre und Wahnsinnige daher kommen, keine Menschen. Sie sind Puppen, Marionetten, geleitet von unsichtbaren Fäden, die ein unsichtbarer Spieler in den Händen hält. Das Fatum? Ein Gott?  … → weiterlesen