Ein Barbesuch mit fatalen Folgen. Pelléas et Mélisande bei der Ruhrtriennale in Bochum

Nach Bayreuth, nach den Meistersingern und Tristan, nach dem Ring und Parsifal, nach diesem ‚Ertrinken‘  – ‚Versinken‘ in Wagner Klängen kommt einem Debussy mit seinen Referenzen auf den Parsifal zunächst leer und fad vor. Und doch entwickelt auch die Pelléas et Mélisande Musik mit ihrer Sanftheit und Zurückhaltung, einer Musik, der alles Dröhnen fern liegt, im Laufe des Abends geradezu eine Sogwirkung. Und dies vor allem, wenn sie so eingängig zelebriert wird wie jetzt von den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Sylvain Cambreling.

Ja, und wenn dann noch ein Star, ein Multitalent wie Barbara Hannigan, die Hauptrolle übernimmt, dann steht einem großen Opernabend nichts mehr im Wege. Wie die Hannigan als Sängerin und Schauspielerin brilliert und die Szene dominiert, wie sie von der Alkohol süchtigen Barbesucherin über die femme fatale, die Filmdiva, die Leidende und Verstoßene bis hin zur Dahinsiechenden ganze Register von Frauenrollen  mit Leichtigkeit glaubhaft durchzuspielen weiß, das ist einfach bewundernswert.

Debussy schrieb das Libretto selber nach dem damals so berühmten gleichnamigen Stück von Maurice Maeterlinck. Ob man dieses Theater der Vieldeutigkeit und der Überdetermination mag, diese ewig um sich selber kreisenden Themen von Tod und Ausweglosigkeit, von Fatalität und Albtraum, dieses lustvolle Quälen fragiler und zugleich fataler Frauengestalten ertragen kann, ob man sich mit dieser düsteren Antimärchen Atmosphäre anfreunden kann, einem Theater, das sich gezielt von allem ‚Realen‘ absetzen will?… → weiterlesen

Die Krupp Prinzessin und der Arbeiterführer aus dem Hüttenwerk – eine unmögliche Liebe. Willy Decker inszeniert Tristan und Isolde in der Jahrhunderthalle Bochum

Die Krupp Prinzessin und der Arbeiterführer aus dem Hüttenwerk – eine unmögliche Liebe. Willy Decker inszeniert Tristan und Isolde in der Jahrhunderthalle Bochum
In den Feuilletons lobt man den Ruhrtriennale Tristan, der noch bis zum 20. September in einer ehemaligen Werkshalle der einstigen Krupp Hüttenwerke gespielt wird, im Überschwang. Kein Zweifel: Anja Kampe in der Rolle der Isolde brilliert als Sängerin und Darstellerin, und Maestro Petrenko zelebriert mit den Duisburger Philharmonikern einen oft hinreißenden und dann wieder einen gleichsam zögerlichen Wagner Klang, so als wolle er sein Publikum vor einer Überdosis an Tristan Musik bewahren. Vorsicht vor Überforderung des Publikums war wohl auch die Grundkonzeption der Regie. Die triste Werkshalle … → weiterlesen