Inzest mit fatalem Ausgang im Doppelpack. Lydia Steier inszeniert an der Oper Frankfurt Strawinsky, Oedipus Rex und Tschaikowski, Iolanta

Was haben Strawinskys Opernoratorium und Tschaikowskis lyrische Oper gemeinsam? Auf den ersten Blick: gar nichts. Hier die griechische Tragödie vom unschuldig-schuldigen Ödipus. Dort das Märchen von der blinden Prinzessin, die von ihrer Krankheit geheilt wird und die Liebe findet. Und doch – so zeigt Theatermacherin Lydia Steier – gibt es zwischen den scheinbar sich so fern stehenden Stücken Verklammerungen. Ein vom Fatum vernichteter Ödipus wählt, als er seiner Taten einsichtig wird, freiwillig die Nacht der Blindheit. Die blinde Prinzessin wählt, um den Geliebten zu retten, das Risiko des Lichts.

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Die Eingeschlossenen: im Garten des Zaren und in Stalins Gulag. Stephen Lawless inszeniert Iolanta und Francesca da Rimini am Theater an der Wien

Wie  passen Tschaikowskis Märchenoper von der blinden Prinzessin Iolanta und deren wundersamer Heilung und Rachmaninows Antimärchenoper von der blinden Leidenschaft der Francesca da Rimini und von deren gewaltsamen Tod zusammen? Ich hatte beide Opern noch nie auf der Bühne gesehen und beide als Ganzes wohl auch noch nie gehört.  Entsprechend hoch waren die Erwartungen – und sie wurden nicht enttäusch. Im Gegenteil: sie wurden noch übertroffen. Im Theater an der Wien singt und spielt ein grandioses Ensemble brillanter Sänger. Der Abend bietet indes mehr als nur ein Sängerfest. Er ist auch ein Fest der Regie, die auf überzeugende und höchst beeindruckende Weise zwei Werke zueinander stellt, die scheinbar überhaupt nichts miteinander zu tun haben (ich spreche nur von den Libretti. Zur Musik, zu den möglichen Analogien zwischen Tschaikowski und Rachmaninow hütet sich die Dilettantin, etwas  zu sagen).… → weiterlesen