Beziehungskiste nebst Krimi. Alcina als Soap-Opera im Theater an der Wien

Jetzt haben wir in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Inszenierung erlebt, bei der die Regie mit Händels Alcina wenig anzufangen weiß, allen Zauber zerstört und aus einer Opera seria eine Soap-opera macht.

Halten wir der Wiener Aufführung zu Gute, dass es hier nicht ganz so schlimm zugeht wie bei den Karlsruher Händel Festspielen. Dort hatte Captain Roger von der Army sich in der Luxusvilla seiner schwangeren Mätresse eine Auszeit genommen. Doch kaum hat er von seinem alten Ausbilder eine Standpauke abbekommen, da besinnt er sich auf seine militärischen Pflichten und macht zum Abschied Kleinholz aus dem Haus der Mätresse.

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Der zerschnittene Ring oder das Wiener Ringlein. „Die Ringtrilogie“ am Theater an der Wien

Wie seltsam – so der erste Eindruck – dass ein Stagione-Haus, in dem wir in den  letzten Jahren so viele herausragende Inszenierungen gesehen haben, wie seltsam, dass ein solches Haus sich an den Ring des Nibelungen wagt. Ein Mammut-Projekt, das höchste Anforderungen an den Theaterbetrieb stellt und mit dem sich auch die großen Musiktheater schwer tun.

Am Theater an der Wien ist man sich selbstverständlich all dieser Schwierigkeiten bewusst und hat sich daher zu radikalen Kürzungen entschieden, aus Wagners Tetralogie eine Trilogie gemacht und diese auf drei Abende verteilt. Eine mutige Entscheidung, der eingefleischte Wagnerianer wohl mit Skepsis begegnen, sie vielleicht sogar als Sakrileg werten.

Doch die Fassung, die das Wiener Produktionsteam – Maestro Constantin Trinks, die Regisseurin Tatjana Gürbaca und die Dramaturgin Bettina Auer – vorschlägt,  hat in ihrer Konzentration durchaus ihren Reiz. Sie arbeitet nicht nur mit Kürzungen, sondern versucht, mit Umstellungen der Szenen, mit dazu erfundenen Personen, mit Parallelsierungen von Handlungssträngen eine neue Geschichte zu erzählen – und hat damit einen gewissen Erfolg.… → weiterlesen

‚Er ist, mein ich, ein Regisseur? Da wird Er sich halt gar nichts denken.‘ Eine missglückte Arabella Inszenierung an der Deutschen Oper am Rhein

Nun, ganz so schlimm ist es nicht. In Düsseldorf hat man sich viel Mühe gegeben. Doch bei allem Nachdenken ist Theatermacherin Gürbaca nicht sehr weit gekommen und letztlich wohl auf eine Bemerkung bei La Bruyère gestoßen: „Tout est dit […]“. Alles ist schon gesagt und das schon seit viertausend Jahren. Ja, was soll man da noch mit der Arabella anfangen.  Eine Satire auf die Macht des Geldes (vulgo Kapitalismus)? Das gab ‘s schon so viele Male und ist überdies reichlich platt. Die politischen Komponenten zur Zeit der Uraufführung herausstellen (vulgo Uraufführung 1933)? Auch dies ist nicht sonderlich originell. Eine Wiener Operette inszenieren? Das ist ziemlich flach, und auch das hat man schon gemacht. Das ganze unter Mafiosi in der Tiefgarage spielen lassen? Auch das hat man schon gemacht.… → weiterlesen

Ertrinken, Versinken – in einem Meer von Kitsch? Oder vielleicht doch nicht? Schreker, Der ferne Klang am Nationaltheater Mannheim

Diese hybriden Klänge aus Wagner, Strauss, Debussy, Lehár, die die unverbildete Opernbesucherin da zu hören glaubt, begründen sie wirklich einen neuen Stil? Ist diese Musik ein „Traum als tönendes Bild“, ein „aus der Assoziation von Klang- und Bildwirkungen entwickelter Operntypus“? (Ulrich Rügner).  Ist diese Musik „100% Sexualität“? Ist sie „sexuell sehr extravagant, aber gleichzeitig sehr intim“? (Dan Ettinger).

Ist diese Musik wirklich so grandios? Mir fällt es schwer, den Lobeshymnen der Kritiker und Musiker zu folgen.… → weiterlesen