‚Er ist, mein ich, ein Regisseur? Da wird Er sich halt gar nichts denken.‘ Eine missglückte Arabella Inszenierung an der Deutschen Oper am Rhein

Nun, ganz so schlimm ist es nicht. In Düsseldorf hat man sich viel Mühe gegeben. Doch bei allem Nachdenken ist Theatermacherin Gürbaca nicht sehr weit gekommen und letztlich wohl auf eine Bemerkung bei La Bruyère gestoßen: „Tout est dit […]“. Alles ist schon gesagt und das schon seit viertausend Jahren. Ja, was soll man da noch mit der Arabella anfangen.  Eine Satire auf die Macht des Geldes (vulgo Kapitalismus)? Das gab ‘s schon so viele Male und ist überdies reichlich platt. Die politischen Komponenten zur Zeit der Uraufführung herausstellen (vulgo Uraufführung 1933)? Auch dies ist nicht sonderlich originell. Eine Wiener Operette inszenieren? Das ist ziemlich flach, und auch das hat man schon gemacht. Das ganze unter Mafiosi in der Tiefgarage spielen lassen? Auch das hat man schon gemacht.

Angesichts der Last der Tradition und der Rezeptionsgeschichte hat sich die Regie für eine Melange entschieden. Eine Melange aus Minimalismus, parodistischen Einlagen, Kasperletheater, Machogehabe, Protzerei, krudem Realismus, Revuetheater und ach so beklagenswertem Frauenschicksal. Ja, wir haben es immer geahnt: die Zukunft für Arabella ist dunkel, und so erscheint sie auch gleich zur Schlussszene im schwarzen Kleid und darf mit ihrem Macho auf die Brandmauer zugehen. Auch  für das verliebte Schwesterchen, die sich einen schlafmützigen Pantoffelhelden ausgeguckt hat, sieht die Zukunft nicht gut aus. Kein lieto fine für die Paare ? Von romantischen Jungmädchenträumen hält die Regie nichts. War das vielleicht die Grundkonzeption der Inszenierung?

Das mag ja alles gut gemeint sein. Doch was die Regie angerührt hat, das ist letztlich doch nur ungenießbarer Quark. Anders ausgedrückt: was sich da szenisch auf der Bühne tut, das ist langweiliges Stadttheater. Da mag  Jacquelyn Wagner als Arabella eine noch so  brillante Strauss Sängerin und eine schöne und elegante Bühnenerscheinung sein, da mag Simon Neal noch so überzeugend den bäurisch-naiven Hinterwäldler singen und spielen, da mag das Orchester (manchmal) die Strauss Musik zum Glitzern bringen. All das kann die Aufführung nicht retten. Was da zu Saisonbeginn in Düsseldorf präsentiert wird, das ist kein Opernereignis. Und dabei weiß man doch in Düsseldorf, wie in der vergangenen Spielzeit bei der Ariadne auf Naxos zu bewundern war,  in Szene, Orchesterklang und Gesang grandiose Strauss Aufführungen zu gestalten. Wie schade, dass die Arabella trotz so mancher gesanglicher Glanzpassage so ziemlich danebenging.

Höflicher, freundlicher Beifall bei der „Premiere Freundeskreis“ am 20. September 2015. Wir waren wohl nicht die einzigen, die enttäuscht nach Hause fuhren.  Doch das Feuilleton – so las ich es  heute Morgen in der FAZ –  jubelt. Und das ist schließlich die Hauptsache.