La Musique, La Folie – und Märchenstunde für unsere Kleinen. Eine Wiederaufnahme von Rameaus Platée (Comédie lyrique, Ballet bouffon) im Palais Garnier.

Mit welcher Hingabe, welcher Passion und welchem Rhythmus Maestro Minkowski und seine Musiciens du Louvre Grenoble Rameau zelebrieren, wie sie all die raffinierten Feinheiten der Musik herausarbeiten und eine scheinbar so alte Musik zu einem modernen Musical machen, das ist schon ein Ereignis. Und wie aus der Figur der Folie die Allegorie der Musik wird (ihr Kostüm sind lauter Notenblätter) und wie damit die Musik und eben nicht Libretto oder Inszenierung in den Mittelpunkt der Aufführung gestellt wird, auch dies ist ein Ereignis.

Alles Übrige ist eher konventionell und kaum der Rede wert. Natürlich sind die Tanzeinlagen („das närrische Ballett“) hübsch anzusehen und bravourös angelegt. Natürlich gibt es gleich zu Anfang einen Metatheater-Gag. Die Szene ist der Zuschauerraum des Theaters, die Chorsänger mimen die Zuschauer und Thepsis ‚erfindet’ mit den Zuschauern das gleich zu spielende Stück. Die Verspottung der Menschen und der Götter. Doch was da als Satire angekündigt wird, das ist doch nur ein kreuzbraves Märchenspiel für unsere Kinder. Platée hüpft als Sumpfkröte herum (und dies akrobatisch). Ganz anders als Bieitos Stuttgarter Platée, der aus dem Stück eine intelligente Transvestitenshow gemacht und Platée geradezu zu einer tragischen Figur erhoben hatte, ist die Platée, wie sie Laurent Pelly konzipiert hat, nur ein simples Dummchen und verblasst neben der zur Zentralgestalt erhobenen La Folie (in der Person der als Sängerin und Darstellerin überragenden Julie Fuchs).

Ansonsten alles schön, alles unterhaltsam, alles handwerklich souverän gemacht – ich spreche von der Szene. An diesem Abend erlebten wir im Palais Garnier Musiktheater im klassischen Sinne, ein Musiktheater, in dem die Musik im Zentrum steht und die Szene zur quantité négligeable wird. Prima la musica poi la messa in scena. Prima Marc Minkowski e poi Laurent Pelly.

Wieder bestätigt sich eine Erfahrung, wie wir sie viele Male in Salzburg und in Wien gemacht haben. Wenn Maestro Minkowski am Pult steht, dann erlebt das Publikum ein Fest der Musik.

Wir sahen die Aufführung am 12. September 2015, die 45. Vorstellung in dieser Inszenierung.