„Ertrinken – Versinken“ – in Melancholie und dazu „eine wienerische Maskerad‘ und weiter nichts“. Der Rosenkavalier in Salzburg

Ein Rosenkavalier as you like it. Ein Rosenkavalier für das Salzburger Luxuspublikum. Ein Rosenkavalier aus der Welt von Gestern.  Es alles so schön, so wunderschön, so wundersüß.

Am Pult der Stardirigent aus den  Habsburgischen Ländern, der die Melancholie bis zum Exzess auskostet, der von Erotik nichts wissen will und dem alle Walzerseligkeit zuwider ist. Im Graben die Wiener Philharmoniker, die ihren Strauss, ihren Hausgott, geradezu zelebrieren, auf der Bühne eine Starbesetzung: Krassimira Stoyanova als Marschallin, Sophie Koch als Octavian, Günther Groissböck als Ochs, Golda Schultz als Sophie. Die Szene  – nicht das fiktive Wien der Maria Theresia, sondern das prachtvolle Wien vor dem ersten Weltkrieg, das Wien der Entstehungszeit des Rosenkavaliers: die Paläste der Ringstraßen mit dem Stadtpalais der Marschallin, das Foyer des Kunsthistorischen Museums, das der Herr von Faninal für das Hochzeitsfest seiner Tochter angemietet hat, der Park und ein Beisel im Prater, all dies zaubert der Videodesigner als Bühne herbei. Ach ja, „Wien, Wien, nur du allein sollst stets die Stadt meiner Träume sein!“ Peinlich, dass einem angesichts des Salzburger Dekorationstheaters gleich dieses „Liedel“ einfällt.… → weiterlesen

Szenen einer griechischen Tragödie. Henry Purcell, Dido and Aeneas bei den Salzburger Festspielen

Purcells Oper – so liest man im Programmheft, im gelehrten Essai des englischen Professors Michael Burden, – sei die einzige Vertonung des Dido/Aeneas Mythos, die sich im Repertoire gehalten habe, sei „eine der populärsten Barockopern überhaupt“ und sei im Jahre 1689 in einem Mädchenpensionat uraufgeführt worden.

In Salzburg sind wir nicht im Pensionat für höhere Töchter. Hier inszeniert  Thomas Hengelbrock, der zur musikalischen Leitung gleich die Regie mit übernommen hat, auf der weiten Bühne der Felsenreitschule eine im Wortverstande schwarze Tragödie. Dunkel  und leer ist die Bühne. Im langen schwarzen Kleid tritt Dido auf – von Anfang an vom Tode gezeichnet.… → weiterlesen

Neurotiker in der Psychohölle. Claus Guth inszeniert Fidelio in Salzburg

An die schöne Mär von der aufopferungsvollen Gattenliebe und der Staatsmacht, die einem Deus ex machina gleich im gefährlichsten Moment herbei schwebt, die Guten rettet und die Bösen straft, an diese schöne Geschichte glaubt schon lange niemand mehr. So machen denn unsere Theatermacher den rettenden Minister gern zum Popanz oder zum Joker, den armen Gefangenen zum Tölpel und Leonore/Fidelio zur amazonenhaften Emanze avant la lettre.

Doch so konsequent und radikal und zugleich so intelligent und brillant wie jetzt Claus Guth in Salzburg Fidelio entstaubt und dekonstruiert, das ist schon eine sehr ungewöhnliche und originelle Deutung der betagten Beethoven Oper.… → weiterlesen