Modenschau für die Bussi-Gesellschaft nebst Events aller Arten. Robert Carsen inszeniert Platée, „Ballet-bouffon“, von Rameau am Theater an der Wien

Die Feuilletonkritik von der Süddeutschen über die FAZ und  Die Presse bis hin zum Kurier jubelt und schreibt hymnische Besprechungen. Die Erwartungen sind entsprechend hoch – und werden doch nicht ganz erfüllt. War es wirklich so toll, wie es uns die Zeitungen weismachen wollen?

Toll geht es schon zu bei diesem Kostümfest im Partykeller und im Festsaal eines leicht angestaubten Luxushotels, in dem – so der Prolog – eine ausgelassene, stark angetrunkene Gesellschaft von Neureichen aus allen Schichten zusammen mit einem versoffenen Literaten und einem Eventmanager eine Komödie auf  Kosten eines Außenseiters, der sich in deren Welt eingeschlichen hat, erfindet und diese – so die folgenden drei Akte –   als Show und Revue im Festsaal des Hotels durchzieht. Natürlich sind die Auftritte der eitlen und „ästhetisch minderbemittelten“ Platée (in der Person des Tenors Marcel Beekman), die in Sprache, Gesang und Verhaltensweise ständig gegen die Konventionen verstößt, der zwei Intriganten eingeredet haben, ein Herr von ganz hohem Stande habe sie als Ehegespons ausgeguckt, hinreißend komisch – eine Transvestiten Rolle, bei der der Sängerdarsteller von Bühnenerscheinung, Maske und Kostüm seine maskulinen Züge  gar nicht verbirgt bzw. nicht verbergen soll, eine Rolle, die damit schon vornherein auf Komik angelegt ist. Da braucht die Regie nur darauf zu achten, dass die Szene nicht zur Klamotte abdriftet. Und dies gelingt ihr zweifellos – vielleicht bis auf die Finalszenen, in denen eine unter Cognac gesetzte Platée nur noch herum torkeln darf.… → weiterlesen

Eine Bühne voller Narren. Calixto Bieito inszeniert Rameau: Platée, Ballet Bouffon, als Transvestiten Show an der Oper Stuttgart, und Thomas Walker triumphiert als in Jupiter verliebte „Sumpfnymphe“ Platée und mit ihm Chor und Ensemble

Rameau weiß nicht nur mit Pomp und Prunk zu beeindrucken. Rameau weiß auch zu  unterhalten und zu amüsieren – und beides auf höchstem Niveau. Und beides erlebten wir im Abstand  von wenigen Wochen. Das eine in Paris, das andere in Stuttgart.
In Paris, im Palais Garnier, beeindruckte eine höchst artifizielle, eine manierierte  Inszenierung von Hippolyte et Aricie, die Rekonstruktion einer Aufführung im 18.Jahrhundert, eine Inszenierung, die ganz im Sinne der barocken Ästhetik mit aufwendigem  Dekor, kostbaren Kostümen und  raffinierter Bühnenmaschinerie Erstaunen und Bewunderung beim Publikum erregen will. Eine historisierend Aufführung, der alle Ironie und alle Parodie fern liegt.
Ganz anders geht es in der Oper Stuttgart zu. Hier nimmt man den Untertitel des Stücks: “ Ballet bouffon“ im Wortverstande als „närrisches Ballett“,… → weiterlesen