Vom Trunkenbold und vom amourösen Desaster reifer Damen. Così fan tutte am Gran Teatre del Liceu

Dieses Mal ist die Intendanz in Venedig shoppen gegangen und hat vom  Teatro La Fenice eine Michieletto Inszenierung nach Barcelona mitgebracht. Erste Ware ist das nicht, was die tüchtigen Venezianer Kaufleute ihren  katalanischen Geschäftsfreunden angedreht haben. Eher Ausschussware, eben Rebajas. Vornehm gesagt: diese Venedig/Barcelona Produktion gehört nicht zu den stärksten Arbeiten des renommierten Theatermachers Michieletto.

Spielort dieser Così fan tutte sind die Rezeption, das Treppenhaus, die Bar und ein Doppelzimmer in einem besseren Hotel. Was bei Peter Sellars der Coffee Shop war, das ist halt bei Michieletto das Hotel gehobenen Standards in irgendeiner italienischen Stadt von heute. „Menschen im Hotel“ – ein etwas zu sehr abgespieltes Motiv. Auch die sehr bemühte und wohl witzig gemeinte Aktualisierung des Geschehens überzeugt nicht sonderlich. Da Pontes und Mozarts gespielte Liebe und deren subtiles Spielen mit den gängigen Liebesdiskursen des Settecento verkommen in dieser Inszenierung zur billigen Verführungsklamotte. Aus dem „vecchio filosofo“ Da Pontes ist ein versoffener Rezeptionist geworden, der ein zynisch-dümmliches Spiel mit zwei jungen Männern, die als Pappagalli auftreten, organisiert. Und nicht nur das Zimmermädchen, auch die Spaßgesellschaft an der Bar spielt beim Liebestheater mit. Alles sehr nett, an Gags mangelt es nicht, alles ist so gut gemeint, und alles (fast alles) ist so tödlich langweilig.… → weiterlesen

13. 02. 09 „[…] l’idol mio, tu sei pur / sì mio ben, sì mio cor / mia vita, sì, sì”. L’incoronazione di Poppea im Musentempel der Katalanen

Es ist eigentlich nicht vorstellbar, dass, wenn nach vier Stunden schließlich um Mitternacht das berühmte Liebesduett zum Finale erklingt, dass dann ein höchst diszipliniertes Publikum, das zu keinem Zeitpunkt durch Huster und Unruhe störte, noch immer konzentriert zuzuhören weiß und  sich dann noch die Zeit nimmt, die Sänger begeistert zu feiern. So geschehen im Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Und mehr als zu Recht  wurden, um nur die großen Partien zu nennen, Miah Persson in der Titelrolle, Maite Beaumont als Ottavia, Sarah Connolly als Nerone, Jordi Doménech als Ottone mit Beifall überschüttet. Wenn es nicht ein so grober Anachronismus wäre, müsste man eigentlich sagen, dass, das, was in Barcelona an diesem Abend geboten wurde, ein Belcanto-Abend avant la lettre war. Oder einfacher gesagt: an diesem Abend wurde berückend schön Monteverdi gesungen.

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