Peter Konwitschny inszeniert Cherubini, Médée an der Oper Stuttgart

Szenen einer Ehe mit Sex, Klamauk, sechs Leichen und klassischem Soundtrack.

Ein Gemeinplatz ist es inzwischen, dass der Mythos nur in seinen Varianten lebt, dass er sich immer wieder neu erzählen lässt, dass man ihn historisieren, aktualisieren, dekonstruieren, parodieren, banalisieren, auf den Kopf stellen und ihn sogar klassisch ernsthaft und tragisch neu erzählen kann und dass nicht zuletzt mythische Figuren als Archetypen fungieren können.

Keine Frage, dass ein so routinierter, intelligenter und feinsinniger Theatermacher wie Konwitschny mit den Materialien des Mythos zu spielen weiß. Und im Fall der Medea kommt noch hinzu, dass diese mit zu den sogenannten ‚starken Frauen‘ wie Alkestis, Kundry, Violetta, Tatjana gehört, die es Konwitschny angetan haben und die er allesamt schon so originell in Szene gesetzt hat.

So sind, so scheint es zumindest, alle Voraussetzungen für einen großen Theaterabend in Stuttgart gegeben. Und doch erfüllt die Inszenierung nicht so ganz die hoch gestellten Erwartungen. Das mag an der uneinheitlichen Grundkonzeption liegen, für die sich die Regie entschieden hat. Man beginnt mit Klamauk und Operettenseligkeit, mogelt sich behäbig durch ‚Szenen einer Ehe‘ und landet schließlich in einem blutrünstigen Krimi mit finalem Shoot Down… → weiterlesen