Seien wir doch froh, dass wir überhaupt Karten bekommen haben und halten wir uns mit kritischen Bemerkungen zurück. Nehmen wir einfach in Kauf, dass der Fliegende Holländer abgespielt und desaströs war, die Walküre – wir kannten sie schon aus dem Ring Zyklus – nicht minder abgespielt und in ihrer musikalischen Interpretation etwas eigenwillig war. Begeistern konnte allein der Tristan. Auch ihn hatten wir schon im vorigen Jahr erlebt (Siehe dazu unsere Bemerkungen im Blog). Die diesjährige Aufführung war, wenn das überhaupt möglich ist, in Orchesterklang, Stimmen und Szene noch brillanter und ergreifender als die vom vergangenen Jahr. Vielleicht lag es daran, dass mit Andreas Schager ein jugendlich wirkender Tristan sang und agierte.
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‚Trash, Trash! Überall Trash! Wohin ich forschend blick‘. Zum letzten Male der RTL-Ring für Smokingträger in Bayreuth
Da sitzt man nun am vierten Abend in der zweiten Reihe „am geweihten Ort“, und nach den ersten beiden Aufzügen der Götterdämmerung denkt man nur noch. „Zu viel! Zu viel“. Ich kann diesen RTL Schmarren, den uns der Herrscher der Berliner Volksbühne serviert, nicht länger ertragen. Ich werfe gleich faule Eier oder noch besser: faule Tomaten.
Da lässt der Siggi mit dem Kleingangster von der Dönerbude die Bierdosen zischen, und ein finsterer Geselle schaut zu. Da schiebt das Flittchen Gutrune mit Siggi gleich eine Nummer an der Wand vom Wohnwagen. Da knallt unser Siggi, jetzt mit Ledermantel und dunkler Brille ausstaffiert, die arme Bruni so gewaltsam gegen den Wohnwagen, dass sie in den beiden folgenden Akten nur auf Krücken gehen kann bzw. nur noch von der Seite aus singen kann und der hübsche Regieassistent Brünnhilde mimen muss. Da treten die Nornen als Mischung aus Voodoo Priesterinnen und altjüngferlichen Pfarrhelferinnen auf. Da kommt Waltraute als Tingeltangel Burgfräulein aus der Kindervorstellung von nebenan mal eben kurz herüber und will doch tatsächlich der vor ihrem Wohnwagen hockenden und gelangweilt in einer Illustrierten blätternden Bruni ein Wertstück abluchsen. Und all dies ereignet sich in einem Ostberliner Hinterhof, vielleicht auch – als Zugeständnis für die Wagnerianer aus Übersee – vor Bauruinen in der Bronx.
Ja, warum auch eigentlich nicht. Der Mythos lebt halt – das hat sich nun wirklich herumgesprochen – von seinen Varianten. Man muss sich nur darauf einlassen. Und dann hat man auch seinen Spaß an all den Szenen aus der Welt des Subproletariats, den Verweisen auf amerikanische Gangsterfilme, auf sowjetische Heldensagen, auf das Revolutionsgerümpel von Marx bis Mao und von Lenin bis Stalin.… → weiterlesen