Herzmäre und ferner Britten Klang: George Benjamin I Martin Crimp: Written on Skin an der Oper Amsterdam

Am vergangenen Samstag haben wir im Amsterdamer  „Muziektheater“ die Erstaufführung einer Oper gehört und gesehen („Weltpremiere“ war am 12. Juni dieses Jahres in Aix-en Provence), die in ihrer Verbindung von Fremdem  und Vertrautem  wohl als eine der wenigen zeitgenössischen  Opern Aussicht hat, bald zum Kanon des Musiktheaters zu gehören.  Der große Erfolg von Written on  Skin verdankt sich in gleicher Weise der Musik, dem  Libretto, einem Ensemble höchst brillanter Sängerschauspieler und nicht zuletzt auch einer subtilen szenischen Umsetzung. Orchesterklang und Gesang (nicht von ungefähr ist die Hauptrolle  für einen Countertenor geschrieben)  erinnern – mit Verlaub gesagt und ohne dass ich mir ein Urteil anmaßen will  –  von fern her  an den Klangzauber eines Benjamin Britten und lassen  damit im Fremden und Neuen das Vertraute anklingen.  Noch weniger fremd, ja eher vertraut erschien mir das Libretto: eine mittelalterliche  Dreiecksgeschichte, genauer: eine Herzmäre, die auf das Dekamerone (Novelle IV, 9) und  weiter auf die provenzalischen Trobador Viten verweist:… → weiterlesen