Das goldene Kalb ist ein müder Ochse. Romeo Castellucci inszeniert Moses und Aron an der Opéra National de Paris. Bastille

Arnold Schönberg macht heute niemandem mehr Angst. Ganz im Gegenteil. Seine Zwölftonmusik begeistert das Publikum, sorgt für ein volles Haus. Zumindest in Paris, wo der riesige Saal der Opéra Bastille bis zum letzten Platz ausverkauft war. Oder ist es vielleicht das biblische Thema, das  Schönbergs Oper so erfolgreich macht? Das ist ganz unwahrscheinlich, und  Romeo Castellucci, der in Personalunion für Regie, Ausstattung, Kostüme und Lichtdesign verantwortlich zeichnet, weist in seinen Vorbemerkungen zur Inszenierung ein mögliches Missverständnis auch gleich zurück: „ Der Moses, wie wir ihn hier zeigen, ist nicht der Moses der Bibel, sondern der Schönbergs, der Mensch Moses“.

In der Tat ist der Schönberg Moses kein Prophet, kein Heerführer, kein Handelnder, sondern ein Kontemplativer, ein introvertierter Logozentriker, der verzweifelt nach dem Wort, dem Logos sucht und dem sein Bruder und Gegenspieler Aron die Macht der Bilder entgegensetzt. In diesem Sinne ist die Regie nur konsequent, … → weiterlesen