Führer, Verführer, Verführte und ein Ende ohne Hoffnung: Rienzi und Lohengrin an der Deutschen Oper Berlin

Wann hat man schon Gelegenheit, Wagners frühe Grand Opéra, seine „große tragische Oper“, und Lohengrin, seine „romantische Oper“,  gleich hintereinander an zwei Abenden zu hören und diese in Inszenierungen zu sehen, die von der gleichen Grundkonzeption ausgehen und doch in der Ausgestaltung dieser Grundidee so gänzlich verschieden sind. Beide erzählen vom Aufstieg und Fall einer charismatischen Persönlichkeit, die  als Retter aus einer Zwangslage erscheint, die es versteht, die Massen für sich einzunehmen und diese zu manipulieren. Rienzi wie Lohengrin, beide sind  sie Politiker, die sich selber inszenieren: der eine  als  Meister der Propaganda und  brutaler Diktator, der sein Volk und sich selber in den Untergang führt, der andere  als ein scheinbar sanfter  und  doch zugleich unerbittlicher  Machtmensch, der  unbedingtes Vertrauen und unbedingten Gehorsam verlangt, der sich mit der Aura des Heiligen und Geheimnisvollen umgibt und gerade dadurch die Massen manipuliert. Eine  politische Interpretation der beiden Protagonisten, die bei der Figur des Volkstribunen Rienzi evident ist und sich aus der Handlung gleichsam von selber ergibt, die indes bei der Figur  des Lohengrin überrascht und sich am Ende doch als nicht minder evident erweist.… → weiterlesen