Wann hat man schon Gelegenheit, Wagners frühe Grand Opéra, seine „große tragische Oper“, und Lohengrin, seine „romantische Oper“, gleich hintereinander an zwei Abenden zu hören und diese in Inszenierungen zu sehen, die von der gleichen Grundkonzeption ausgehen und doch in der Ausgestaltung dieser Grundidee so gänzlich verschieden sind. Beide erzählen vom Aufstieg und Fall einer charismatischen Persönlichkeit, die als Retter aus einer Zwangslage erscheint, die es versteht, die Massen für sich einzunehmen und diese zu manipulieren. Rienzi wie Lohengrin, beide sind sie Politiker, die sich selber inszenieren: der eine als Meister der Propaganda und brutaler Diktator, der sein Volk und sich selber in den Untergang führt, der andere als ein scheinbar sanfter und doch zugleich unerbittlicher Machtmensch, der unbedingtes Vertrauen und unbedingten Gehorsam verlangt, der sich mit der Aura des Heiligen und Geheimnisvollen umgibt und gerade dadurch die Massen manipuliert. Eine politische Interpretation der beiden Protagonisten, die bei der Figur des Volkstribunen Rienzi evident ist und sich aus der Handlung gleichsam von selber ergibt, die indes bei der Figur des Lohengrin überrascht und sich am Ende doch als nicht minder evident erweist.… → weiterlesen