Leid und Liebe und ein halbes Happy End. Damiano Michieletto inszeniert Massenet, Cendrillon an der Komischen Oper

Keine glitzernden Koloraturen, kein strahlendes Finale mit obligatorischer Bravourarie der Primadonna wie bei Rossinis Cenerentola, keine versoffenen Banker auf der Szene wie in der Stuttgarter Rossini Inszenierung.

Massenets Aschenputtel Variante vom Jahre 1899 steht Rossini fern. Zur Musik, ich hatte Cendrillon nie zuvor gehört, geschweige denn auf der Bühne gesehen, mag und kann ich nichts sagen. Eine gefällige, spätromantische Musik? Wohl auch ein bisschen Kitsch? Massenet –  so Maestro Henrik Nánási im Programmheft –  sei „ein handwerklich unglaublich professioneller Komponist von großer Könnerschaft: Harmonik, Form und Orchestrierung bilden eine Einheit“(p. 13).  Das mag schon so sein.

Sprechen wir lieber von der der Inszenierung. Sie hat alles, was man von Michieletto kennt und auch erwartet: Witz, Komik und Groteske und eine neue Geschichte  und als Zugabe noch eine Prise Kitsch.… → weiterlesen

Französische Oper gleich im Doppelpack: Faust in der Opéra Bastille, Le Cid im Palais Garnier

2671 (sic!) Male wurde – so weiß es der Besetzungszettel –  Gounods Faust in der Opéra National de Paris schon aufgeführt: Herz und Schmerz, Liebe, Tod und Teufel rühren und begeistern noch immer und immer wieder. Wir Opernbesucher haben halt einen Hang zum Kitsch. Wir leiden und freuen uns mit Arabella, werden melancholisch mit der Marschallin, weinen mit der Kameliendame (wahlweise  mit Gilda oder mit Miss Butterfly). Bei Faust und Marguerite  indes da wird es ganz schlimm. Da reiht sich Ohrwurm an Ohrwurm. Da ‚versinken, ertrinken‘ wir in Rührseligkeit. Mit einem Wort: da gibt es Kitsch im Übermaß. „Die schöne Musik! Da muß ma weinen“. Ja, warum soll man  sich auch der Sentimentalität schämen. Zur berühmten Tenorarie  (Faust unter dem Balkon der Marguerite): „Salut! demeure chaste et pure“ legte die kleine Blonde in der Reihe vor mir ihr Köpfchen auf die Schulter ihres Liebsten. Nein, geschluchzt hat sie nicht. Das überließ sie nun doch den Akteuren auf der Bühne.… → weiterlesen