Albträume eines Sado-Maso? Lucio Silla am Teatro Real in Madrid

Eine opera seria des jungen Mozart, die im Jahre 1772 in Mailand uraufgeführt wurde, wie soll man die in Szene setzen? Eine opera seria, in der sich ganz klassisch Arie an Arie reiht, in der die Primadonna brilliert und in deren Schatten auch der Primo Uomo seine Kunstfertigkeit zeigen darf und der Tenor, wenngleich ihm die Titelrolle zukommt, musikalisch in den Hintergrund gerückt wird und auch vom Handlungsverlauf her nicht gerade bella figura machen darf. Zweifellos eine Herausforderung für jeden Theatermacher.

Anders als vor Jahren in Salzburg, als ein berühmter Theatermann kläglich am Lucio Silla scheiterte, als er getreu der political correctness und gegen Musik und Libretto den Diktator Sulla meucheln, die Sänger auf der weiten Bühne der Felsenreitschule hilflos herum stehen und die Musik von einer Statistenhorde zertrampeln ließ, anders als der Salzburger Theatermann hat Regisseur Claus Guth eine intelligente und geistreiche Konzeption entwickelt.

Bei Guth bleibt alles Geschehen in der Schwebe, werden dem Zuschauer unterschiedliche Zugänge suggeriert.… → weiterlesen

27. 12. 08 “Tutto mi fa spavento…” Lucio Silla in der Oper in Freiburg im Breisgau

Wenn sich schon die großen Bühnen mit einer opera seria schwer tun, um wie viel schwerer haben es da die kleinen Häuser. In Freiburg hat man sich mit dem Stadttheater Aachen zusammengetan, um Mozarts opere serie aufzuführen, ein Projekt, das wohl die künstlerischen Möglichkeiten beider Häuser übersteigt. Muss man doch, wenn das ganze nicht in einem Desaster enden soll, nicht nur über ein herausragendes Sängerensemble verfügen, sondern noch dazu einen Regisseur der Spitzenklasse engagieren können. In Freiburg hat man sich vielleicht in einem Akt künstlerischer Hybris über diesen Grundsatz leichtfertig hinweggesetzt und einem geduldigen, höflichen und toleranten Publikum eine Aufführung präsentiert, die nur als  Zumutung zu qualifizieren ist. Zwar hatte man mit Iride Martínez einen langjährigen Star der Kölner Oper  für die Rolle der Giunia engagiert, und natürlich sang diese als Primadonna so brillant, wie man das von ihren Kölner Auftritten her kennt. Allein die Martínez war auch der einzige Lichtblick im Freiburger Lucio Silla.

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