Im Nachtklub in Oslo oder Penelopes Albtraum vor der Hochzeitsnacht. Il ritorno d’Ulisse in patria bei den Innsbrucker Festwochen der alten Musik

Nein, so richtig weg war Captain Ulisse wohl gar nicht. In der Produktion der Norske Opera Oslo, die die diesjährigen Innsbrucker Festwochen übernommen haben, ist Ulisse (oder war das Hans Albers?) erst gar nicht losgefahren. Nach einer wilden Nacht mit seiner Freundin Mi (bei Monteverdi eine gewisse Minerva) ist er wohl  bei seiner Hochzeitsfeier mit einer etwas altjüngferlich wirkenden Dame (bei Monteverdi Penelope) volltrunken unter den Tisch gefallen und schläft seinen Rausch aus. Pene und die Hochzeitsgäste sind auch schon eingeschlafen, träumen wohl – so will es die Regie – von den einschlägigen Kapiteln der Odyssee und möchten sie gerne nachspielen. Praktischerweise verfügt die etwas herunter gekommene  Kneipe, in der man Hochzeit feiert,… → weiterlesen

Von den Traumata des Krieges bis zum Spießerglück am Kamin ist es nur ein Tag: Il Ritorno d‘Ulisse in Patria im Theater an der Wien

 

Nach seinem spektakulären Orfeo, den er als die Katastrophe eines  modernen Intellektuellen, der sich in Wahn und Verzweiflung hineinsteigert, erzählte, hat Regisseur Claus Guth sich auch in seinem Ulisse für eine moderne, eine fast heutige Variante des Odysseus-Mythos entschieden. Sein Ulisse kehrt nicht nach Ithaka zurück: er ist schon da, schon da in Penelopes  Hotel, das an ein Sanatorium im Zauberbergstil erinnert, ein Hotel, in dem ein sichtlich verstörter, von niemandem erkannter Ulisse  von seinen Kämpfen halluziniert und durch die Räume  irrt, ein Hotel, in dem  sich die Freier wie schwule Gangster an der Hotelbar lümmeln, in dem die alte Amme im Outfit eines Zimmermädchens der ewig klagenden  Direktrice den Morgenkaffee serviert,  in dem Melanto zur Hotelsekretärin und ihr Liebhaber Eurimaco  zum Bodyguard werden und aus dem Schweinehirt ein Gärtner wird. Telemacho darf den verwöhnten Softy mimen, der mit dem wider alle Erwartung zurückgekehrten  Papa, der so gar nichts von einem Kriegsheld hat, trotz aller Zärtlichkeitsbekundungen nur wenig anzufangen weiß und der, als Ulisse als  routinierter Einzelkämpfer Bodyguard und Freier  mit dem Revolver zusammenschießt, sich vor lauter Schreck gleich verkriecht. Dass die elegante Penelope, die   trotz ihrer  (vielleicht nur noch rituellen) Lamenti einem Flirt mit ihren Verehrern gar nicht abgeneigt ist, diesem angeblichen Ulisse, der da  in ihrer  Hotelbar wohl auf den Rat seiner Therapeutin hin (einer gewissen Minerva, die ihre angebliche Göttlichkeit in einer Art Heilsarmeeuniform versteckt) ein Massaker veranstaltet hat, dass diese Penelope ihre Schwierigkeiten mit dem wiedererstandenen Odysseus hat, versteht auch der simple Zuschauer. „Das ist schon richtig, dass die Frau gegenüber diesem Kerl misstrauisch ist“, bemerkte dazu im breitesten Wienerisch die Dame hinter mir. Und  da hat sie wohl recht.… → weiterlesen

Der Terminator kehrt zurück – in ein Pop Art Amerika. Il Ritorno d’Ulisse in Patria an der Oper Köln

Nicht im Opernhaus am Offenbachplatz, sondern in  der Vorstadt, in einer ehemaligen Industriehalle, Palladium genannt, hat die Kölner Oper ein Ausweichquartier gefunden.  Monteverdi in einer aufgegebenen Produktionsstätte? Wie mag wohl die Akustik funktionieren? Ist eine szenische Einrichtung überhaupt möglich? Wird wie bei der Aufführung von La Clemenza di Tito im Treppenhaus des Oberlandesgerichts der Zuschauer zum bloßen Zuhörer, eben weil Akteure und Aktion nur von wenigen Plätzen aus sichtbar sind? Alle diese Vorbehalte, mit denen man zum Palladium hinausfuhr,  erwiesen sich schnell als gegenstandslos.… → weiterlesen