Nicht im Opernhaus am Offenbachplatz, sondern in der Vorstadt, in einer ehemaligen Industriehalle, Palladium genannt, hat die Kölner Oper ein Ausweichquartier gefunden. Monteverdi in einer aufgegebenen Produktionsstätte? Wie mag wohl die Akustik funktionieren? Ist eine szenische Einrichtung überhaupt möglich? Wird wie bei der Aufführung von La Clemenza di Tito im Treppenhaus des Oberlandesgerichts der Zuschauer zum bloßen Zuhörer, eben weil Akteure und Aktion nur von wenigen Plätzen aus sichtbar sind? Alle diese Vorbehalte, mit denen man zum Palladium hinausfuhr, erwiesen sich schnell als gegenstandslos. Monteverdis Musik – das Orchester ist in zwei Gruppen aufgeteilt und rechts und links von der Bühne platziert – verliert sich nicht in der weiten Halle. Diesen Eindruck hat man zumindest, wenn man in den ersten Reihen der sanft ansteigenden Zuschauertribüne seinen Platz hat. Auch an der Bühnenmaschinerie mangelt es nicht. Minerva und Telemaco schweben in einer Art Flugboot vom Himmel herab (die Infrastruktur der Industriehalle funktioniert immer noch), die Götter steigen von ehemaligen seitlichen Arbeitsbühnen herab. Die einzige Neuerung, die man den Bühnentechnikern zugestanden hat, ist wohl– abgesehen von der simplen Zuschauertribüne – die kleine Drehbühne. Gute Sicht auf die Spielfläche gibt es von allen Plätzen. Und dort geht es hoch her. Regisseur Bernd Mottle und Friedrich Eggert, der für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnet, aktualisieren die Handlung und verlegen sie in die Hoch-Zeit der amerikanischen Pop Art. Entsprechend schrill und grell und comicartig sind die Figuren der Götter, der Freier und der Dienstboten gezeichnet. Wären da nicht die beiden ernsthaften Protagonisten: die schwarz gekleidete trauernde Penelope und der verstörte Vietnam oder Irak Veteran Ulisse im zerschlissenen Kampfanzug mit Schnellfeuergewehr in der Hand, so könnte man sich im Kölner Karneval glauben. Und als eine Mischung aus Karneval, Pop Art , Comic, Komödie und Tragödie hat die Regie in der Tat Il ritorno d‘ Ulisse angelegt – eine Konzeption, die abgesehen von der Pop Art Stilisierung sich letztlich an den Vorgegebenheiten des Libretto orientiert und diese nur bricht, wenn sie nicht nur Freier und Diener, sondern auch die Götter (mit Ausnahme der Figur der Minerva) zu komischen Figuren macht und diese dem Gelächter des Publikums aussetzt. Und noch eine weitere, nicht minder überzeugende Änderung hat die Regie vorgenommen. Anders als im Libretto und in der Musik vorgesehen gibt es für den heimkehrenden Ulisse kein happy end. Ulisse bleibt im mit Blut und Schmutz bedeckten Kampfanzug und verlässt das spießige Schlafzimmer der Penelope. Kein lieto fine für „das hohe Paar“. Der Kölner Oper ist in Musik, Gesang und Szene eine höchst beachtliche Monteverdi Produktion gelungen. Die Premiere war am 25. Februar 2012. Wir sahen die Aufführung am 29. Februar 2012.