Ikonen der Phantasie. Bildhauer Hoffmann und seine Traumfrauen. Hoffmanns Erzählungen am Theater Augsburg

Es müssen ja nicht immer die renommierten Bühnen sein. Auch an den kleinen Häusern gelingen mitunter wie jetzt in Augsburg  beachtliche Aufführungen. Dabei erstaunt es immer wieder, über welch brillante internationale Ensembles diese Häuser in der angeblich so tiefen deutschen Provinz verfügen.

In Augsburg werden entgegen dem geläufigen Trend die Traumfrauen nicht von ein und derselben Sängerin, sondern von drei verschiedenen Sängerinnen gestaltet. … → weiterlesen

Phantasien und Parodien um eine Operndiva. Les Contes d’Hoffmann am Theater an der Wien

Hoffmanns Erzählungen gehört nicht unbedingt zu meinen Hits in der Oper. Ähnlich  wie in der Carmen gibt es darin – so erscheint es mir- ein  paar Ohrwürmer zu viel. Und manches, so rührend es auch ist (“ Une chanson d‘ amour triste et folle“) klingt mir etwas zu zuckrig, kommt dem Kitsch gefährlich nahe.  Mögen Musikhistoriker und Musiker Hoffmanns Erzählungen ob ihres  Melodienreichtums und ihrer Raffinesse schätzen. Mag Offenbachs „phantastische Oper“ auch noch so sehr Bedürfnisse und Sehnsüchte eines breiten Publikums erfüllen. Mein Fall ist sie nicht. Doch
wenn eine so exzellente Sängerin und Schauspielerin wie Marlis Petersen gleich alle vier“ Traumfrauen“ singt und spielt und wenn das Theater an der Wien eine Inszenierung des eigenen Intendanten ankündigt, dann wird man neugierig und erwartet etwas Ungewöhnliches und Spektakuläres. Erwartungen, die sich, was Inszenierung und Orchesterklang angehen, nicht ganz erfüllten – und die sich, was die Primadonna angeht, mehr als erfüllten.… → weiterlesen

Opernprobe mit Spieleinlagen und Metatheater Einsprengseln: Les Contes d’Hoffmann am Aalto-Musiktheater Essen

Opernprobe mit Spieleinlagen und Metatheater Einsprengseln: Les Contes d’Hoffmann am Aalto-Musiktheater Essen

Hoffmanns Erzählungen garantiert immer ein volles Haus – ganz gleich wer singt, wer inszeniert, wer dirigiert. Ideal ist es, wenn man für den Hoffmann einen lyrischen Tenor hat, dem das Dramatische nicht fremd ist (den hat man in Essen in der Gestalt des durchaus brillanten Thomas Piffka) und  wenn man des weiteren eine Sopranistin hat, die die scheinbar mechanischen Koloraturen der Olimpia  und das lyrisch-sentimentale Singen der Antonia in gleicher Weise beherrscht (diese Sängerin gibt es in Essen wohl nicht). Ja, und dann braucht man noch den Bösewicht, den Bariton – und der findet sich: in Essen in der Gestalt des sängerisch und darstellerisch überragenden Thomas J. Mayer. Hoffmanns Erzählungen, eine finanzielle Trumpfkarte für jeden Operndirektor.… → weiterlesen

Im Rausch der Märchen – und des Metatheaters. Eine Wiederaufnahme von Krämers Hoffmanns Erzählungen in der Oper Köln

Eine Krämer Inszenierung, mag sie auch vor mehr als zehn Jahren Premiere gehabt haben, mag man sie auch vor mehr als zehn Jahren schon ein paar Mal gesehen haben, lohnt immer das Wiedersehen, und begeistert ihr Publikum alle Male. Natürlich erleichtert die so populäre und manchmal auch etwas seichte und kitschige Offenbach Musik auch dem eher Unbedarften den Zugang. Und wenn wie hier in Köln die Regie das große Spektakel noch dazu liefert und dieses zugleich ironisiert, dann haben die Kenner und die Anfänger ihr Vergnügen, und nichts kann schief gehen. Ort der Handlung ist die Straßenbahnhaltestelle vor dem Opernhaus. Zeit des Geschehens die Dauer einer Don Giovanni Aufführung. Während die Besucher ins Opernhaus strömen, um dort Don Giovanni mit der berühmten Stella in der Rolle der Donna Anna zu hören, liegt ein betrunkener Hoffmann auf den Straßenbahnschienen. Und die Muse mit Krönchen und blonder Perücke fährt als Märchenfee vom Parnass auf das Wartehäuschen an der Haltestelle herab, um den Poeten für sich und die Literatur zu retten. Ob es ihr gelingt? Im Finale, nachdem Hoffman seinen Freunden, den Pennern, seine drei unglücklichen Liebesgeschichten halluziniert hat, sich an ihnen noch einmal berauscht hat, liegt er wieder im Rausch auf den Straßenbahnschienen. Die Besucher verlassen das Theater, feiern die Sängerin, fahren mit der Straßenbahn davon, und die Muse zieht den Poeten von den Schienen. Auf dass er sich aufs neue berausche? Und dieses Mal an der Literatur? Alles ist Theater, alles ist Oper. Wir spielen in der Oper Don Giovanni, und vor der Oper spielen wir die Opernmärchen von Liebe, Lust und Leid, die sich in der Imagination eines trunkenen Poeten ereignen. Und wir setzten diese Imaginationen mit unseren Theatermaschinen in Szene: da fallen die Schneeflocken (so ähnlich wie in La Bohème),da tritt der Böse mit  Feuerschweif und Klumpfuß auf (so ähnlich wie im Faust), da singen und tanzen die Automaten, da singt sich ein brustkrankes Mägdelein zu Tode (ganz wie in La Traviata), da fährt ein Kreuzfahrerschiff auf die Bühne- ganz wie bei Fellini. Da wird ganz in der Tradition der Erzählungen eines E.T.H. Hoffmann eine Welt der Phantasiestücke herbeigezaubert, und der Zuschauer erliegt dem Zauber einer Märchenwelt – und wird  im Finale in die ’Realität’ zurückgeholt. Die schöne Märchenwelt, das sind Halluzinationen eines Trunkenen, Rauschzustände  eines alkoholisierten Poeten. Alles ist nur Schein, alles nur Theater. Ein überzeugendes Konzept, eine brillante Aufführung, ein überragender Sängerdarsteller in der Rolle des Hoffmann (Matthias Klink). Wir sahen die Aufführung am 29. November 2009,