Ich lese nicht gern Theaterkritiken, bevor ich nicht selber die Aufführung gesehen habe. Zu leicht verstellen sie den Blick, verführen zur Voreingenommenheit. Doch Verrisse und genauso hymnische Besprechungen machen auch neugierig und provozieren Widerspruch oder Zustimmung. In Salzburg habe ich vor ein paar Jahren eine Schauspielaufführung ertragen und erlitten, die in der FAZ hymnisch besprochen worden war, und ich habe mich gefragt, welcher Teufel wohl den renommierten Kritiker geritten hat, als er seinen Lesern langweiliges Germanistentheater als großes Theaterereignis aufschwatzte. (Wenn ich mich recht erinnere, war es Starkritiker Stadelmaier, der mich damals hereingelegt hat). Jetzt im Theater Wien kann ich Dirk Schümer von der FAZ nur zustimmen, wenn er den Hamlet als „perfekte“ Aufführung feiert: „So kommt es zu einer Rarität im hochkomplexen Opernbetrieb: Man erlebt die perfekte Produktion, ohne eine Sekunde Leerlauf oder Routine […]“.… → weiterlesen