Ein Fest der Stimmen sind diese beiden Händel Opern alle Male. Wenn man Rinaldo, die opera seria, die man schon so viele Male , sei es in München in der David Alden Inszenierung, sei es kürzlich in Frankfurt als eine Art Comédie Ballet, gesehen hat, wenn man wie jetzt in Wien Rinaldo nur hört, dann fasziniert dieses Fest der Stimmen umso mehr. Es sind nicht nur die so bekannten Schlager oder Ohrwürmer: „Cara sposa, amante cara, dove sei?“, „Augelletti, che cantate“, „ Lascia ch‘io pianga mia cruda sorte“, auf die man geradezu gespannt wartet. Noch so manche andere Arie wie zum Beispiel Rinaldos Wettstreit mit den Trompeten „Or la tromba in suon festante“ begeistern das Publikum und geben Sängerinnen und Sängern Gelegenheit, mit ihren „geläufigen Gurgeln“ zu brillieren. Und wenn dann zu Almirenas „Augelletti, che cantate“ die Blockflöten von den Rängen herab ‚zwitschern‘ und gleich fünf Trompeten mit dem Counter wetteifern oder wenn der Cembalist in Nachahmung Händels eine große Soloszene hat, ja dann ertappt man sich bei dem Gedanken, ob nicht doch konzertant live für manche Oper die angemessene Aufführungspraxis wäre. Doch wenn man sich an den Münchner Händel Zyklus erinnert oder an den Orlando denkt, wie ihn Claus Guth jetzt in Wien in Szene gesetzt hat, dann verwirft man diesen ketzerischen Gedanken gleich wieder und glaubt von neuem an die Macht des Musiktheaters.… → weiterlesen