Hollywood Show für Die Bunte Leserinnen oder mit dem Fahrstuhl in die (Traum) Ägypter-Zeit. Giulio Cesare an der Oper Frankfurt

Die Feuilletonkritik soll nicht sehr freundlich gewesen sein, und überdies ist die Rolle des Cesare statt mit einem Counter mit einem Bariton besetzt. So macht man  denn auf dem Wege von der Kölner Così fan tutte zum Stuttgarter Don Giovanni mit einer gewissen Skepsis in  der Frankfurter Oper  Zwischenstation – und wird angenehm überrascht. Nicht nur, dass alle Rollen mit herausragenden Sängerdarstellern besetzt sind. Auch „der Lagenwechsel vom Altus zum Bariton in der Partie des Cesare […]  – zwar ein starker Eingriff“ – mag er auch dem Komponisten  nicht gefallen,  tut dem Opernvergnügen keinen Abbruch, zumal, so heißt es im Programmheft (S. 56), nichts transponiert worden sei. „Nein! Wir wollen die Chance nutzen und die Spitzentöne eines wunderbaren Baritons zum Einsatz bringen“. In der Tat ist Michael Nagy in der Titelrolle ein brillanter Sänger. Und trotzdem ist mir ein Countertenor oder ein Mezzosopran in  dieser Rolle alle Male lieber. In der Oper suche ich eben nicht „realistische Glaubwürdigkeit“, – ein Motiv, mit dem man in Frankfurt den Lagenwechsel begründet  – , sondern „Kunst“, meinetwegen manierierte Kunst, und die hat bekanntlich nichts mit der „Realität“ zu tun.

Anders als die für die Besetzung Verantwortlichen kümmert die Regie „realistische Glaubwürdigkeit“ und klassische Wahrscheinlichkeit nicht im Geringsten.  Ihre Grundkonzeption heißt Traumwelt und Filmwelt.… → weiterlesen