Die Rettung der Menschheit aus dem Geiste der Wollust – im Postmoderne-Salat. Babylon eine Uraufführung an der Bayerischen Staatsoper. Musik von Jörg Widmann, Libretto von Peter Sloterdijk, Inszenierung Carlus Padrissa – La Fura dels Baus.

Man kann aufatmen. Auch Deutschland hat endlich einen poeta philosophus, der sich berufen  fühlt,  ein  Weltenpoem zu schreiben, zu singen vom Abstieg in die Unterwelt und vom Aufflug in die Himmel, zu fabulieren von der Menschheit, die sich aus dem Elend befreit,  hin zur irdischen Glückseligkeit („ad felicitatem“), der zu erzählen weiß vom Ewigweiblichen. Italien hatte zwar schon vor 700 Jahren einen bis heute hin berühmten poeta philosophus, der mit philosophischen und politischen Traktaten und vor allem mit einem viele Tausend Verse umfassenden Poem Aufsehen erregte. Aber, mein Gott, was soll‘s. Wir sind nur Nachgeborene. Wir haben halt unseren Philosophen aus Karlsruhe, den es unter die Dichter, sprich: Librettisten verschlagen hat. ‚Ein Zwerg auf den Schultern von Riesen‘, der gern mehr als diese sehen möchte. Doch kaum mehr als zu blinzeln vermag. Sein Werk nennt sich nicht einfach Commedia wie das des illustren Florentiners, sondern, wohl ob der Schauder erregenden Assoziationen, Babylon. Und da unser Zwerg im Nebenberuf auch noch ein deutscher Professor ist, schreibt er natürlich ein Professorenlibretto. … → weiterlesen