Von ’Helden‘, Gattinnen und Mätressen. Arminio und Semele bei den Händelfestspielen 2017 in Karlsruhe

Vierzig Jahre gibt es sie  nun schon, die Karlsruher Händel Festspiele. Alljährlich im Februar  feiert man dort – zu zivilen Preisen – mit Opernaufführungen, Konzerten und Symposien Händel, und wie bei jedem Festival trifft man dort auf herausragende Aufführungen und hin und wieder auf Flops. In diesem Jahr haben wir als Neuinszenierung Semele und als Wiederaufnahme vom vergangenen Jahr Arminio gesehen. Beide Aufführungen zählen ohne Einschränkung zu den gelungensten der letzten Jahre.

Zu Arminio, einer Opernrarität vom Jahre 1737, bei der jetzt in Karlsruhe Max Emanuel Cencic in Personalunion Regie führt und die Titelrolle singt, haben wir uns im vergangenen Jahr ein paar Eindrücke notiert, die wir nur ein wenig ergänzen wollen.… → weiterlesen

Ein barockes Fest der Stimmen. Teseo und Arminio bei den Händel Festspielen in Karlsruhe

Hier singen Primadonna und seconda donna, primo uomo und secondo uomo gleichsam um die Wette. Hier in Karlsruhe singen und agieren in diesem Jahr Barocksänger der ersten Garnitur. Hier wird ein Festival der Stimmen angeboten, wie man es in dieser Zusammensetzung höchst selten hört. Max Emanuel Cencic in der Titelrolle des Arminio, Valer Sabadus als Teseo, Vince Yi als secondo uomo in der Rolle des Sigismondo im Arminio. Und die Damen stehen hinter den Counter kaum zurück. Yetzabel Arias Fernández als gleich von zwei Countern umschwärmte Primadonna im Teseo. Layla Claire als Primadonna im Arminio in der Rolle der liebenden und leidenden Tusnelda, die fest zum Ehemann und ‚vaterländischen Helden‘ Arminio steht.

Welche Arien soll man zitieren? Die nur vom Cembalo begleitete Auftrittsarie des Teseo, die Valer Sabadus im Pianissimo singt oder die „Schlummerarie“ der Agilea aus dem vierten Akt oder die bravourösen Rachearien der Medea?  Oder die melancholische „Gefängnisarie“, die Cencic als das Lied vom Tode gestaltet. Oder die Bravourarie mit Oboenbegleitung „Quella fiamma“, wie sie der Soprancounter Vince Yi einem geradezu atemlos lauschenden Publikum vorträgt?  So, denkt man, muss es wohl zu Händels Lebzeiten geklungen haben – diese Kombination, dieses Ineinander-Übergehen von virtuosem Gesang und nicht minder virtuosem Soloinstrument. Und man ahnt, warum in jener Zeit  die Opernstars wie heutige Popstars gehandelt und behandelt wurden.… → weiterlesen