„Nur eine tote Geliebte ist eine gute Geliebte“. Webers Euryanthe als Altherrenfantasien an der Frankfurter Oper

Es mag ja sein, dass die Euryanthe Musik zu Unrecht ein Schattendasein führt. Es mag auch sein, dass die Euryanthe  den typischen „Weberton“ verkörpert, dass sie in manchen Passagen Berlioz und Wagner schon vorweg nimmt. Aber ein Proto-Wagner ist eben noch kein Wagner. Diese Musik, so schön und eingängig sie auch in den Kavatinen der Protagonistin ist, berauscht nicht. Sie langweilt – und den gleichen Effekt erzielt die Inszenierung.

Die Regie hat tief und wahllos in die Theaterkiste gegriffen und eine Melange aus Weiberobsessionen einer versoffenen Männergesellschaft, Nightmare Fantasien, schwarzer Romantik, Gruselkabinett und Metatheatereinlagen angerührt. Da wetten in einer Bar vom Whisky selige, dümmliche Machos aus den besseren Kreisen auf die Verführbarkeit bzw. ewige Treue einer etwas in die  Jahre gekommenen Schönheit, da geistern die ‚schnöden Revenanten‘ aus der gothic novel durch die Szene, da tummeln sich  die grotesken Figuren  Goyas und Füslis auf der Bühne, da fehlt es nicht an Burgruinen und Friedhöfen und einem Revuetheater. Da dürfen die alten Herren ihre Lust an der vermeintlich untreuen Euryanthe austoben und die arme Frau (fast) ausziehen  und beinahe lynchen. … → weiterlesen