Im Prachtbau der gerade renovierten Staatsoper, im Luxustempel des Musiktheaters ist jeglicher Anflug von Trash verpönt. Hier feiert man ein Bühnenfest am Hofe eines Potentaten im Zeitalter des Barocks. Hier spielt die Hofgesellschaft ( vielleicht im Palazzo Ducale in Mantova?) ein Stück ihres Hofkomponisten Monteverdi . Und alle spielen mit, sind fast immer auf der Szene präsent, spielen ihre Rollen oder schauen den Spielenden zu: das Herrscherpaar, die Höflinge, Kinder und Mägde und Soldaten. Im Zentrum des allseitigen Interesses steht die Außenseiterin Poppea, die als einzige nicht höfisch gekleidet ist, im Negligé in die Welt des Hofes einbricht und dessen Welt durcheinander wirbelt. Sie alle am Hofe spielen sich selber mit ihren überbordenden Leidenschaften: mit ihrer Luxuria, ihrer Machtgeilheit, ihren Intrigen, ihrer Heuchelei, ihrer Oberflächlichkeit und stellen ihr Spiel implizit unter das Dictum: „Omnia vincit Amor, et nos cedamos Amori“. Auf der Bühne und im Graben ein brillantes Durchdeklinieren der Affekte im weitesten Sinne und der Liebesdiskurse im engeren Sinne.… → weiterlesen