Es war ein teures, ein sehr teures Vergnügen. In Salzburg zahlt man heuer für gute Plätze exorbitante Preise. Vielleicht war dies mit einer der Gründe, warum ein Teil des Publikums im großen Festspielhaus Maestro Daniele Gatti ausbuhen zu müssen glaubte. Ja, wer das teutonische Gebrause und Gedröhne vermisst, mit denen so mancher Dirigent der Meistersinger gleich bei der Ouvertüre lärmend loszulegen pflegt, der war wohl enttäuscht, die angebliche deutsche „Nationaloper“ so verhalten, so zurückhaltend, so fein ziseliert hören zu müssen. Eine Interpretation gegen den gängigen Erwartungshorizont. Eine Interpretation indes, die, so scheint es mir, in geradezu perfekter Weise mit der Inszenierung harmonisiert. Eine Inszenierung, die dem Stück nicht Gewalt antut, die mit leichter Ironie das Märchenhafte, das Wagners ‚Komödie für Musik‘ anhaftet, herausstellt. (Der Prinz kriegt nach allerlei Prüfungen die Prinzessin. Ein gutmütiger Magier, der eigentlich selbst die Prinzessin für sich gewinnen könnte, hilft dem Prinzen und der Prinzessin zu ihrem Glück. Und wir alle, auf der Bühne und im Parkett, freuen uns daran). Dieser Märcheninszenierung liegen alles Gedröhne und alle Deutschtümelei und erst recht alle politischen Referenzen fern. Eine Erholung für alle, die des Politischen und des besserwisserischen Getues überdrüssig sind, mit denen so manche Theatermacher ihr Publikum zu traktieren pflegen.
„Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein“, ist ein „Morgentraum“ des Poeten Hans Sachs, was sich da auf der Bühne ereignet. Noch bevor die Ouvertüre einsetzt, stürzt ein Hans Sachs im langen Nachthemd, mit der Nachtmütze auf dem Kopf herein, sucht, noch vom Schlaf benommen, in seiner Biedermeier Wohnung nach seinem kleinen Schreibtisch, schreibt zur Ouvertüre hastig auf, was er geträumt hat, baut mit den Bauklötzen, die ihm noch von seinen Kindern geblieben sind, sein Nürnberg auf, zieht den Gazevorhang vor die Vorderbühne und schon öffnet sich sein Haus hin zur Hauptbühne, zur ersten Szene, vor einem Hans Sachs, der sich im Traum vor den Choral singenden Bürgern sieht, der nach Eva zärtlich greift, einer Eva, die nur Augen für den Korpsstudenten Stolzing hat und den Poeten gleich von sich stößt. Ein bisschen Freud muss zur Unterhaltung der Postfreudianer halt immer sein: Stolzings ‚Spadi‘, den Eva gleich für sich reklamiert. Die mühsam ‚verdrängte‘ Passion des älteren Mannes zum jungen Mädchen.
Die Meistersinger von Nürnberg, eine Komödie von Hans Sachs, Poet im Nürnberg der Biedermeierzeit, eine Komödie, erträumt, in Verse gefasst und inszeniert vom Selbigen, mit ihm selber in der Hauptrolle, dies ist die Grundkonzeption von Stefan Herheims Inszenierung. … → weiterlesen