Hommage an den Nachsommer. Der Leipziger Ring – Eine Wiederaufnahme im April 2018

Vor fünf Jahren, im Wagner-Jahr 2013, als wir die ersten Teile des neuen Leipziger Rings sehen und hören konnten, waren wir sehr angetan.  Alles, so meine ich mich  zu erinnern, stimmte damals. In Musik und Gesang, Tanz und Szene. Höchst gelungene Aufführungen waren damals zu erleben. (vgl. hierzu unsere damaligen Bemerkungen im Blog).

Und jetzt bei der Wiederaufnahme, da muss man so manche Enttäuschung hinnehmen. Die Enttäuschungen – sagen wir es gleich – beziehen sich nicht auf die Inszenierung, nicht auf Regie und Ausstattung. Rosamund Gilmore verzichtet wohltuend auf alle ideologischen Botschaften, erzählt nicht dunkel raunend eine Geschichte vom Anfang der Welt, sondern die zeitlose Geschichte von Macht und Raub, Gewalt und Betrug, von Lust und Leid und, um es ganz simpel zu sagen, die Geschichte von gescheiterten Beziehungskisten.

Spielort im Rheingold – daran erinnert man sich schnell – sind  die Katakomben eines klassizistischen Palasts. Vielleicht auch eine im Dämmerlicht gehaltene Unterwelt. Ein Bühnenbild, das die Zeitlosigkeit des Geschehens evoziert und diese doch mit Referenzen auf Geschichte, Literatur und Malerei aufbricht. Alberich verweist von Kostüm und Maske auf Shylock, Wotan bei seinem ersten Auftritt auf Napoleon in dem berühmten Gemälde von seiner Kaiserkrönung, Fricka ist Alice im Wunderland, die kleinen Götter sind schwule Dandys aus der Wagner-Zeit usw. Die Tanzgruppe, die Musik und Geschehen in die Sprache des Körpers überträgt und damit eine weitere Dimension kreiert, mimt mal gesichtslose Lemuren, mal die Arbeitssklaven der Nibelungen, mal verrichten sie in tänzerischen Bewegungen die Arbeit der Bühnentechniker. Die Inszenierung fasziniert noch immer und hat keinerlei Patina angesetzt. Und das gleiche gilt auch für die Walküre mit ihren Referenzen auf den Krieg und auf faschistische Heldenfriedhöfe und nicht minder für Siegfried mit den  Referenzen auf Klischees der englischen Schauerromantik. Bei der Götterdämmerung sind wir wohl im Foyer eines großen Theaters, spielen Theater im Theater? Vielleicht.

Doch wir wollen nicht noch einmal von der Inszenierung sprechen. Das Notwendige ist in den Beiträgen zum Rheingold, zur Walküre und zum Siegfried bereits gesagt.

Unsere Enttäuschung bezieht sich – wie schon gesagt – nicht auf die Szene. Sie bezieht sich auf den Musikpart.… → weiterlesen