Ein renommiertes Haus wie das Nationaltheater München kann nicht immer wieder nur die Zauberflöte und La Traviata, La Bohème und die Fledermaus spielen, wenngleich diese Stücke, wie heruntergekommen die Inszenierungen auch sein mögen, immer ein volles Haus garantieren und Abonnenten wie Touristen Freude machen. Aber man kann nicht immer, so mögen wohl die Münchner Programmmacher gedacht haben, auf die Vorlieben eines kreuzbraven Publikums Rücksicht nehmen. Manchmal muss auch etwas Ausgefallenes her – wie eben Hans Pfitzners „musikalische Legende“ vom Jahre 1917, zu der in guter Wagner Manier der Komponist selber das Libretto schrieb: ein Mysterienspiel um den päpstlichen Komponisten Palestrina, der von einer Schaffenskrise geplagt nur mit dem Beistand himmlischer Heerscharen die vom Kardinal Borromeo aus kirchenpolitischen Gründen – wir befinden uns in der Spätphase des Tridentinischen Konzils – ultimativ eingeforderte Messe schreiben kann und der mit dieser Engelsmusik den Beifall des Papstes findet.