Ein Schuss im späten Nachsommer. Tristan und Isolde bei den Junkies und im Altenheim. Ein szenisch misslungener Tristan an der Deutschen Oper Berlin

Da ist wieder einmal einem unserer renommierten Theatermacher wirres Zeug durch die Birne gerauscht. Nichts von Passion und Liebestrank. Eine hysterische überreife Dame springt im weißen Unterkleid und  in Omas Strickjacke herum  und überredet einen gesetzten Herrn aus großbürgerlichen Kreisen sich gemeinsam einen Schuss zu setzen – in einem Salon, wo der Couchtisch ein Sarg ist, wo eine Schar Jungmänner aus der Unterschicht mit ihrer Potenz nicht zu Rande kommt und lüsterne Blicke auf die Dame im Unterkleid wirft,  wo ein Herr Tristan auf der Couch Albträume hat. In seinen Träumen sieht er sich selber als Jüngling, dem sich ein hübsches Mädchen im Eva-Kostüm nähert und  ihn entführt. Dann gibt es noch einen Junkie mit Entzugssyndrom und einen jungen Herrn im Maßanzug, der die ganze Zeit über im Sessel sitzt und durch eine Fensterfront ins Nirgendwo schaut. Ja, wir haben es gleich erraten, das ist der gute König, der von all dem, was um ihn herum geschieht,  nichts wissen will.  Im Finale wälzt sich Tristan in seinem Zweireiher auf der Couch herum – ohne Isolde. Der Schuss, den er sich verpasst hat, der hat ihm halt mächtig zugesetzt.… → weiterlesen