Im Theater an der Wien ist eine Rarität zu hören und eine (zum Teil) herausragende Regiearbeit zu bestaunen. Oratorien als Theaterstücke zu inszenieren – bei deren struktureller Analogie zur Oper liegt das ja auch nahe – ist keine Besonderheit mehr. Bei Händel Oratorien wie z.B. bei Il Trionfo del Tempo e del Disinganno ist die szenische Umsetzung inzwischen gängige Praxis. Selbst der Messias – das hatte vor ein paar Jahren Claus Guth mit großem Erfolg im Theater an der Wien gezeigt – lässt sich in ein großes szenisches Spektakel umformen. Und Schuberts Lazarus? Ein gerademal gut einstündiges Stück, das vom langsamen Sterben eines Mannes und von den Klagen seiner Schwestern und Freunde erzählt. Ich sage bewusst ‚erzählt‘, denn von einer dramatischen Anlage, die zur szenischen Gestaltung einladen würde, ist in diesem Stück kaum etwas zu finden. Ein Problem, an dem andere Theatermacher wohl scheitern würden, ist für einen so versierten Musiktheater-Regisseur wie Claus Guth eine Herausforderung, Anregung zur Kreativität.… → weiterlesen