Gendertrouble, Drogen und Mösen Ballett. Die Entführung aus dem Serail an der Deutschen Oper Berlin

Das Libretto ist saublöd. Schaffen wir es ab. Basteln wir uns  einfach ein neues und bedienen uns dabei aus irgendeinem amerikanischen Road Movie. Das ganze reichern wir mit dem üblichen Trash an und würzen es mit Altherren- Sexphantasien. Vielleicht gingen die Vorüberlegungen der Regie in diese Richtung, als sie sich entschloss, aus dem „deutschen Singspiel in drei Aufzügen“ einen Porno lirico in zwei Akten zu machen.

Die Szene, auf die ein ziemlich ausgeflippter Typ (bei Mozart ein gewisser Belmonte) in Begleitung zweier Girls mit einem Tieflader fährt, ist eine Mischung aus Sportclub, Camp zur Herstellung synthetischer Drogen und Pornoschuppen. Boss des Etablissements ist eine sportliche junge Frau mit Unterleibsproblemen („storm in my pussy“) und einem Hang zu Philosophaster. Die drei jungen Leute, die der junge Mann angeblich sucht und die von einer Art Fliegender Untertasse entführt worden sind, fühlen sich im Camp recht wohl und werden, so spekuliert die generöse Chefin im Finale, sowieso bald zurückkommen.

Die Musik können wir blöderweise nicht abschaffen. Aber zumindest können wir es den Sängerinnen und Sängern so schwer wie möglich machen, auf dass ihnen Lust und Luft abhandenkommen. Lassen wir also die Primadonna schon mal zu ihrer ersten  Arie Laufübungen machen. Für den Rest des Abends stecken wir sie in schwarze  Unterwäsche, und  bei ihrer nächsten großen Arie lassen wir als szenisches Accompagnato ein gutes Dutzend nackter und halbnackter Girls auf der Bühne aufmarschieren und sich in Pose setzen. Wir wollen Voyeure, keine Hörer im Publikum.… → weiterlesen