Keine Frage: es gibt phantastisch-schöne Bilder zu sehen, Bilder, die nicht im Geringsten auf irgendeine noch so ferne ‚reale’ Welt verweisen, Bilder, die in ihrer Abstraktheit und in ihrem Minimalismus nie von der Musik ablenken, nie Eigengewicht erlangen, bloße Zeichen sind. Da fallen keine Blitzmädels vom Himmel, da tummeln sich keine Mannequins auf dem Laufsteg, da sammeln keine Krankenschwestern die Leichen ein, da fleddern keine Frühlingsmaiden die Gefallenen, da ersticht oder erschießt kein Hunding den armen Siegmund, da gibt’s keine wilden Umarmungen und keine heißen Küsse und keinen großen Feuerzauber, da gibt es keine aufdringlichen Filmverweise und kein Metatheater. Da gibt es – ganz wie man es inzwischen von Wilson kennt – nur ein hoheitsvolles Schreiten, abgezirkelte Bewegungen, rituelle Gesten, Kostüme, die an Mönchskutten und Nonnengewänder erinnern. Keine Requisiten außer Siegfrieds Schwert und Wotans Speer. Alles Geschehen reduziert sich auf das Wesentliche, jede Regung wird zum Zeichen.