Das Feuilleton jubelt und kann sich an lyrischen Orgasmen nicht genug tun. Da lässt Maestro Mehta schon mal „einen Tornado durch die Streicher fahren“. Da geht die Musik – Gott bewahre – nicht einfach los: „sie weht, fast frei von Absichten und Zielen, herein wie ein Vorhang bei leichtem Wind“. Die Windmetaphorik hat es unserem Feuilletonisten besonders angetan. Wenn die „schier unübertrefflichen Stimmen“ von Anja Harteros, Piotr Beczala und Okka von Damerau ihr Terzett singen, dann „trägt dieses Terzett wie die Thermik einen Gleitflieger trägt zur Sommerzeit am Tegelberg hinter Schloss Neuschwanstein“. Was mag unserem Zeitungsmann wohl in der Opernloge widerfahren sein. Ist ihm der Herr von Neuschwanstein im seligen Traum erschienen? Hat ihm der „zeffiretto lusinghiero“ die Sinne verwirrt. Oder hat ihn gar die schöne Harteros mit ihrem Sirenengesang betört? Warum sagt er nicht einfach: „Dem Vogel, der heut sang, dem war der Schnabel hold gewachsen“. Und es klang „wie Vogelsang im süßen Mai“. Nein, die Wagner Metaphern und Vergleiche, die sind zu Analogie verdächtig. Da müssen die ‚kühnen Metaphern‘ her, mag ihr Bedeutungsgehalt auch gleich Null sein.
Doch seien wir nicht so streng mit unseren geplagten Musikkritikern. „Verachtet mir die Meister [die Großkritiker] nicht, und ehrt mir ihre Kunst“. Es wird in der Tat beim Münchner Maskenball so überragend gesungen und musiziert, warum sagen wir nicht: so rauschhaft schön gesungen, dass einem die Worte fehlen, diesen Rausch von Verdi Musik auf Begriffe zu bringen.… → weiterlesen