„Die alten bösen Lieder“ oder „Ertrinken, Versinken“ im romantischen Weltschmerz. Ein Liederabend mit Christian Gerhaher und Gerold Huber in der Bayrischen Staatsoper

Da muss man schon eine große Fangemeinde haben, wenn man ein Haus wie das Münchner Nationaltheater mit einem Schumann Liederabend füllen kann und  sein Publikum zur Melancholie zu verführen vermag. Mit der Dichterliebe, mit sechzehn Liedern auf Texte von Heinrich Heine, ist dies Gerhaher und Huber wohl auch gelungen. Kein Huster, kein Rascheln der Programmhefte störten die durchweg im Piano vorgetragenen Lieder. Interpretationen, die ganz auf Trauer, Weltschmerz und Melancholie setzten, jeglichen Anflug von Ironie und Spott, jegliche Abrechnung mit ‚süßer‘ Romantik, die doch gerade Heine ausmachen, vermieden und die die Gefahr der Eintönigkeit und Langeweile bewusst in Kauf nahmen.

Nach der Pause, als es mit den Justus Kerner Liedern  im selben Stil weiter ging, da war dann auch die Luft heraus. Da wurde es so manchem im Publikum zu viel, da  hüsteltet so mancher, da blätterte so mancher geräuschvoll in den Texten, da waren nicht mehr alle Plätze besetzt.

Natürlich ist das Duo Gerhaher /Huber ein brillantes Künstlerpaar. Natürlich wurde ein Liederabend auf hohem Niveau geboten. Natürlich hat man als Publikum nichts gegen einen romantischen Abend. Doch ein bisschen Abwechslung hätte man sich schon gewünscht. Da reicht es nicht, an die dreißig Schumann Lieder mit sechs Debussy Liedern  zu garnieren, drei davon auf schon beim Lesen schwer verständliche Mallarmé Gedichte.

Verhalten und schön, traurig und sehnsuchtsvoll – so klang es den ganzen Abend. „Zu viel! Zu viel“. „Wolfram, bist du, der wohlgeübte Sänger“.

Wir besuchten den Liederabend am 23. Juli 2018.