Antigone mit obligatorischem lieto fine. Tommaso Traetta: Antigona. Tragedia per musica in tre atti an der Staatsoper im Schillertheater
Sagen wir es gleich: eine wunderschöne Musik aus dem späten Settecento (Uraufführung 1772), die vielleicht auf die Scuola di Napoli verweist, die den heutigen Hörer vielleicht an Gluck, vielleicht an den jungen Mozart erinnert. Chöre, Arien, Rezitative in einem Stil, den man zu kennen meint und die doch immer wieder mit ihrer Schönheit berühren. Mit einem Wort (die Dilettantin vermag es nicht angemessen zu sagen): einfach eine wunderschöne Musik, die Maestro Jacobs mit der Akademie für Alte Musik erklingen lässt. Schade nur, dass die Regie sich nicht so recht entscheiden konnte, was sie denn wollte: ein bisschen faschistische Gewaltorgie und faschistische Totenfeier, ein bisschen griechischer Tragödienverschnitt und das Ganze garniert mit Kinderszenen und Märchenspiel. Postmoderner Zitatensalat: eine obsolete. eine abgegriffene Konzeption. Opera seria zu inszenieren, das bedeutet halt immer eine besondere Herausforderung für unsere Theatermacher. Bei der scheinbar so antiquierten opera seria mit ihren schematischen Zwängen da lässt sich halt so vieles probieren. Von der Revue über das Musical und den allgemeinen Trash hin bis zur klassischen Tragödie. Aber wissen sollte der Theatermacher (in diesem Fall eine hoch gehandelte Theatermacherin) schon, dass ‚Realismus’ in Form von Ringkämpfen unter Jungmannen, mit einem Schiedsrichter auf einem Tennisplatzhochsitz, exzessive Totenwaschung und dergleichen nicht unbedingt das ideale Milieu für eine tragedia per musica aus dem späten 18. Jahrhundert bilden. Wie dem auch sei. Traettas Antigone ist eine echte Rarität, die man gerne wieder hören möchte – mit einem so exzellenten Sängerensemble, wie es in Berlin sang und agierte. Wir sahen die Aufführung am 3. Februar: die dritte Vorstellung nach der Premiere am 30. Januar 2011.