26.03.09 Und wieder einmal Zoff unter Jugendbanden oder wie sich Theatermacherin Karoline Gruber selbst kopiert. Johann Adolf Hasse: Cleofide an der Semperoper

In Dresden steht seit nunmehr vier Jahren eine absolute Rarität auf dem Programm. Ein Oratorium von Hasse wird gelegentlich schon mal aufgeführt, so zum Beispiel I pellegrini al sepolcro de Nostro Signore, das wir bei den Pfingstfestspielen 2008 in Salzburg gehört haben. Aber ein Oper von Hasse hatte ich noch nie auf der Bühne gesehen. Ob die Reise nach Dresden sich gelohnt hat? Gegen den musikalischen Part ist nichts zu sagen: die Musik in ihrer scheinbaren Leichtigkeit kommt dem Zuhörer entgegen (welche ‚Qualität’ Hasses Musik hat, das mögen die Musikhistoriker unter sich ausmachen. Mir als musikalischer Laie gefällt sie einfach). Auf der Bühne brillieren zwei Countertenöre und lassen die Primadonna und mehr noch die Seconda Donna recht alt aussehen. Und die Inszenierung?

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12. 10. 08 Romeo und Julia und die schwarze Venus. Ein faszinierender Konwitschny Tannhäuser in Dresden

In die so verstaubte Semperoper mit ihrem so sehr auf die Bedürfnisse der Tourismusindustrie zugeschnittenen Programm wollte ich eigentlich nicht mehr gehen. Doch wenn Konwitschny inszeniert, dann lohnt es sich allemal, und das auch dann, wenn die Inszenierung nicht mehr gerade taufrisch ist (wir sahen die „53. Vorstellung seit der Premiere am 29. Juni 1997“).Um es gleich vorweg zu sagen: es war ein grandioser Opernabend in Dresden, an dem es nichts zu kritteln gibt. Nicht nur, dass mit der Nylund (unserer Lisa vom Dienst) und mit Stephen Gould (dem gefeierten Wiener Siegfried) in den Hauptrollen Stars der internationalen Opernszene auf der Bühne stehen, nicht nur, dass mit Maestro Schneider am Pult hohes musikalisches Niveau garantiert ist, nicht nur dass Konwitschnys spektakuläre polyvalente Inszenierung immer wieder neue Überraschungen bietet, neue Einsichten über ein Werk vermittelt, das man schon so oft gehört und gesehen hat und das man zu kennen glaubt, ja selbst ein mehrheitlich touristisches Publikum hörte und schaute über vier Stunden durchweg diszipliniert zu. Zu hören gab es eine Staatskapelle auf hohem Niveau und ein Ensemble von Sängerdarstellern, wie man es  in dieser Qualität und dieser Geschlossenheit recht selten antrifft.  Und zu schauen und zu bestaunen  gab es eine Inszenierung, der alles Konventionelle fern liegt. Dass Konwitschny einen Wagner „à rebours“ präsentiert, dass er den Tannhäuser gegen den Strich liest, dass er Wagners Erlösungsmythologie, dieses ganze Erlösungsgeschwafel, über das sich schon einstens Nietzsche amüsierte, nicht ernst nimmt, sondern dass er Wagners Message geradezu ins Gegenteil verkehrt, all dies überrascht nicht.

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