In Dresden steht seit nunmehr vier Jahren eine absolute Rarität auf dem Programm. Ein Oratorium von Hasse wird gelegentlich schon mal aufgeführt, so zum Beispiel I pellegrini al sepolcro de Nostro Signore, das wir bei den Pfingstfestspielen 2008 in Salzburg gehört haben. Aber ein Oper von Hasse hatte ich noch nie auf der Bühne gesehen. Ob die Reise nach Dresden sich gelohnt hat? Gegen den musikalischen Part ist nichts zu sagen: die Musik in ihrer scheinbaren Leichtigkeit kommt dem Zuhörer entgegen (welche ‚Qualität’ Hasses Musik hat, das mögen die Musikhistoriker unter sich ausmachen. Mir als musikalischer Laie gefällt sie einfach). Auf der Bühne brillieren zwei Countertenöre und lassen die Primadonna und mehr noch die Seconda Donna recht alt aussehen. Und die Inszenierung?
Regisseurin Gruber hatte vor ein paar Jahren in Hamburg und in Köln Giulio Cesare in ein Westside Story Ambiente versetzt und statt der alten Ägypter und der alten Römer Gothics, Rocker, Punker, Tunten, Militaries gegeneinander gehetzt und Cornelia und Cleopatra zu zwei Zicken gemacht, die mit den Gangs um die Macht spielen. Eine Konzeption, die beim Giulio Cesare aufging und für viel Amüsement sorgte. Jetzt in Dresen produziert das Gleiche, eben weil man es von Köln her schon kennt, auf die Dauer nur Langeweile. Für die Cleofide Inszenierung braucht man nicht nach Dresden zu fahren. Für die Musik besorge ich mir eine CD.
Wir sahen die „21. Vorstellung seit der Premiere am 26. März 2005“.