Und Garibaldi schwenkt die Fahne über Bergen von Leichen. I Vespri Siciliani an der Oper Freiburg

Eine nahe liegende und auch eine überzeugende Konzeption,  das krude Geschehen aus dem späten 13. Jahrhundert in die Entstehungszeit der Oper, konkret: in die Zeit des Risorgimento zu verlegen. Entsprechend kämpfen jetzt die Fanatiker und Fundamentalisten nicht mehr gegen eine französische Besatzungsmacht, sondern gegen die Bourbonen, die sich dem italienischen Nationalstaat widersetzen. Ein Stück über den zeitlosen Fundamentalismus, dem  Leichen, zerstörte Liebes- und Familienbeziehungen gleichgültig sind. 

Aufgepfropft werden diesem  politischen Unterbau die üblichen Verdi-Konflikte. So sind denn auf der Bühne  wieder einmal die üblichen Verdächtigen beisammen. Die schöne Sopranistin im Kampf zwischen Pflicht und Neigung, der Tenor, der zwischen allen Stühlen sitzt, der Bariton, der es eigentlich mit allen gut meint, der fanatische Bass, der es eigentlich mit allen bös meint. Ja, und am Ende sind sie alle tot, und der Böse – und mit ihm das Vaterland –  triumphieren. Schwer erträgliches, krudes Zeug, das die Musik nur mühsam ’sublimiert‘.

Ich hatte die Sizilianische Vesper noch nie gehört, geschweige denn auf der Bühne gesehen. Ob diese Oper ein großer Verdi ist, das kann ich nicht beurteilen. Sicherlich  finden sich dort eine ganze Reihe eingängiger Arien, Duette und Chorszenen, und ein Verdi Publikum wird sicherlich seine Freude daran haben. Mir hat es nicht sonderlich gefallen. Vielleicht lag es auch daran, dass wir zu weit vorne saßen und deswegen das starke Forcieren, zu dem Tenor und Sopranistin neigten, etwas unangenehm fanden. Vielleicht  zielte die musikalische Interpretation ja auch auf ein starkes Herausstellen der Singstimmen zu Lasten des Orchesters. Ich weiß es nicht.

Wie dem auch sei. In Freiburg ist ein respektabler Verdi zu hören und zu sehen. Wir sahen die Vorstellung am 25. Dezember. Die Premiere war am 2. November 2013.