Nach Bayreuth, nach den Meistersingern und Tristan, nach dem Ring und Parsifal, nach diesem ‚Ertrinken‘ – ‚Versinken‘ in Wagner Klängen kommt einem Debussy mit seinen Referenzen auf den Parsifal zunächst leer und fad vor. Und doch entwickelt auch die Pelléas et Mélisande Musik mit ihrer Sanftheit und Zurückhaltung, einer Musik, der alles Dröhnen fern liegt, im Laufe des Abends geradezu eine Sogwirkung. Und dies vor allem, wenn sie so eingängig zelebriert wird wie jetzt von den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Sylvain Cambreling.
Ja, und wenn dann noch ein Star, ein Multitalent wie Barbara Hannigan, die Hauptrolle übernimmt, dann steht einem großen Opernabend nichts mehr im Wege. Wie die Hannigan als Sängerin und Schauspielerin brilliert und die Szene dominiert, wie sie von der Alkohol süchtigen Barbesucherin über die femme fatale, die Filmdiva, die Leidende und Verstoßene bis hin zur Dahinsiechenden ganze Register von Frauenrollen mit Leichtigkeit glaubhaft durchzuspielen weiß, das ist einfach bewundernswert.
Debussy schrieb das Libretto selber nach dem damals so berühmten gleichnamigen Stück von Maurice Maeterlinck. Ob man dieses Theater der Vieldeutigkeit und der Überdetermination mag, diese ewig um sich selber kreisenden Themen von Tod und Ausweglosigkeit, von Fatalität und Albtraum, dieses lustvolle Quälen fragiler und zugleich fataler Frauengestalten ertragen kann, ob man sich mit dieser düsteren Antimärchen Atmosphäre anfreunden kann, einem Theater, das sich gezielt von allem ‚Realen‘ absetzen will?… → weiterlesen