Don Giovanni, Orlando, Mitridate. Zwei grandiose Wiederaufnahmen in Amsterdam und Zürich. Ein szenisches Desaster in Brüssel

In Amsterdam hat man den Salzburger Don Giovanni eingekauft, eine Inszenierung, die Claus Guth vor einigen Jahren für die Festspiele erarbeitet hatte. Eine Inszenierung, die mir damals in  Salzburg überhaupt nicht gefallen hat, ja mehr noch: ich fand  die Konzeption abwegig : Don Giovanni, ein drogenabhängiger, todessüchtiger Waldschrat, der zusammen mit Leporello in den deutschen Wäldern haust, der vom Waldbesitzer angeschossen wird, der langsam verblutet und der im tödlichen Fiebertraum noch einmal seine drei letzten Liebesgeschichten erlebt, der im Waldbesitzer seinen Totengräber erkennt und ganz unspektakulär, ganz ohne Höllenfahrt und Geistererscheinung, am Blutverlust stirbt.

Jetzt in Amsterdam erschien mir die von Guth vorgeschlagene Variante des Don Juan Mythos durchaus einsichtig und in ihrer szenischen Umsetzung konsequent und stringent, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Don Giovanni Tragödie, die so gar nichts mehr von einem Drama giocoso hat, sich mit der Donna Anna Tragödie verbindet: Donna Anna erlebt mit Don Giovanni die ‚Liebe als Passion‘. Oder ist diese Variante nur eine Variante innerhalb  des Fiebertraums des moribunden Don Giovanni?  Die Regie lässt die Frage offen. Unbestimmt bleibt auch  das Motiv des Waldes. Ist dieser Wald der Märchen- und Zauberwald aus dem Sommernachtstraum, in dem sich die Handelnden verlieren und… → weiterlesen