Wenn man die so ungewöhnlichen, so spektakulären Rusalka Inszenierungen in Graz und in München gesehen hat, dann sind die Erwartungen hoch. Martin Kusej hatte in München den Undine/Rusalka Mythos als Variante der aktuellen Geschichten vom verkommenen Österreich erzählt. Und in Graz hatte Stefan Herheim den Mythos zu Wassermanns Nightmär umgedeutet und Rusalka zur kleinen Hure mit kleinbürger-lichen Sehnsüchten in einem Irma La Douce Ambiente gemacht. Und beide Male war aus dem „lyrischen Märchen“ großes Theater geworden.
Und in Nürnberg? Da weiß man nicht so recht, was man will. Großes Theater wollte man wohl nicht, sondern eher ein Kammerspiel und ein Märchen dazu. Ja, – das mag die Ausgangsüberlegung gewesen sein – ja, warum soll man, wenn das Stück sich im Untertitel „lyrisches Märchen“ nennt, es nicht auch als Märchen in Szene setzen: mit einem Tümpel, in dem der Wassermann haust, mit Mond und Sternen, mit einem schönen Prinzen im Galakostüm des 18. Jahrhunderts, mit einem puppenhaften Hofstaat, einer bösen Prinzessin und einem armen, liebessüchtigen Mägdlein. Und Liebe und Leid und Todessehnsucht. Ein Märchen durchsetzt mit der ambivalenten Symbolik des Wassers: mit Lust und Tod. Eben der Stoff, aus dem die Märchen sind.… → weiterlesen