Es muss ja nicht gleich wieder die große Schwulen-Oper sein oder die Geschichte von der angeblich „revolutionären Frau“. Es muss ja auch nicht die Parodie der russischen Geschichte von den Zaren über die Kolchose und den Gulag bis hin zu Putin gleich mitgeliefert werden. Von Warlikowskis Münchner, von Konwitschnys Leipziger und von Herheims Amsterdamer Onegin setzt der Kölner Onegin sich entschieden ab. Hier nimmt Dietrich W. Hilsdorf die Gattungsbezeichnung des Komponisten „lyrische Szenen“ im Wortverstande und fügt das Attribut ‚romantisch‘ noch hinzu. Und herausgekommen ist dabei eine schöne romantische Literaturoper, die weder provozieren noch das Publikum sonderlich fordern will. Ja, warum sollen wir im Publikum nicht einmal Herz und Schmerz und Schönheit, Liebe und Tod und das alles romantisch verbrämt unbeschwert genießen. Störend ist allenfalls, dass der Regie ein Toter nicht genügt, sondern dass sie gleich zwei weitere dazu erfindet und noch einen Totentanz als weitere Zugabe. Mutter Larina und die Amme scheiden am plötzlichen Herztod dahin, und aus der Polonaise wird Friedhofsmusik. Zur lichten Romantik gehört halt als Gegenpart auch die schwarze Romantik – so suggeriert es uns die Regie.… → weiterlesen