Was Sie schon immer über Amore wissen wollten – der Doktor Neuenfels sagt’s Ihnen.

Das Libretto – so ließ der berühmte, stets für ein Quentchen Theaterskandal aufgeschlossene Regisseur schon zur Probenzeit die ihm wohl ehrfürchtig Lauschenden wissen, das Libretto fände er „doof“  und deswegen habe er ein neues verfasst. Mit Verlaub, hoch geschätzter Theatermann, so wäre im selben platten Jargon zu antworten, Ihr Libretto finde ich oberdoof. Sie haben aus einer Buffa einen langweiligen Schmarren gemacht.

Auch wenn man Ihre Kalauer, Ihre Freud-Albernheiten, Ihre Zauberflöte-Anleihen, Ihre Verweise auf die Illusionsmaschine des Barocktheaters,  Ihr halbseniles adliges Paar, das sich an der Beobachtung  erotischer Mechanismen verlustiert, Ihre Metatheater-Einlagen („Ich fand den Herren ohnmächtig in der Kulisse, er sagte, er hieße Ramiro“ – “ Entschuldigen Sie, wir müssen umbauen“.), auch wenn man dies alles wohlwollend  als postmoderne Ironie versteht, dann hat diese Postmoderne schon reichlich Patina angesetzt und produziert nicht Lachen, sondern Gähnen. Mir bleibt  unerfindlich, dass der renommierte Theatermacher Neuenfels ‚verdrängen‘ konnte, dass das 18. Jahrhundert die ‚Hochzeit‘ der Liebesdiskurse ist, die Zeit, in der lustvoll mit der Liebe experimentiert wird, in Theater und Oper die Liebesdiskurse in allen ihren Varianten sozusagen durchdekliniert wurden – zum Vergnügen und zum Ergötzen des Publikums, das diese Diskurse kannte. Nichts anderes tut der von Ihnen so gering geschätzte, von Ihnen für „doof“ erklärte Librettist der Finta Giardiniera. … → weiterlesen