In München gibt es eine Johann Simon Mayr Renaissance und dies in spektakulären Inszenierungen und auf hohem musikalischen Niveau. In der Staatsoper hatte vor knapp drei Jahren Hans Neuenfels Medea in Corinto mit Starsängern in den Hauptrollen erfolgreich in Szene gesetzt, und jetzt hat Tilman Knabe im Prinzregententheater mit jungen Künstlern der Theaterakademie und der Hochschule für Musik Adelasia einstudiert und damit einen nicht minder großen Erfolg verbucht. Beide Theatermacher, Neuenfels wie Knabe, sind für ihre Exzentrik bekannt oder, wenn man so will, berüchtigt. Beide lieben es, die alten Stücke neu zu erzählen, sie zu aktualisieren, sie extrem zu radikalisieren und nehmen es dabei wohl in Kauf mit der, so schien es mir, eher sanften Musik eines Mayr in Konflikt zu geraten. Beide lieben es, ihr Publikum mit exzessiver Gewalt auf der Szene zu erschrecken und zu provozieren. Doch bei der Medea und nicht minder bei der Adelasia verfügen die jeweiligen Libretti in der Handlung, in den Situationen, in der Personenkonstellation über ein so starkes Gewaltpotential, dass sich dessen Umsetzung auf der Szene geradezu von selber anbietet.… → weiterlesen