Die Don Giovanni Posse. Ein Gaudi für Akteure und Publikum an der Komischen Oper in Berlin

Der Don Juan Mythos hält alles aus: Tragödie, Komödie, Puppenspiel, Karnevalsposse, Parodie. Man kann das Geschehen ganz traditionell in einem  andalusischen Stadtpalais im späten 18. Jahrhundert ansiedeln und in den Kostümen jener Zeit auftreten. Man kann die Handlung in die Bronx, in einen Containerbahnhof, in die Vorstandsetage einer Großbank, in die habsburgischen Wälder, ins Foyer eines Hilton Hotels, in ein Motel im Mittleren Westen verlegen. Letztlich kann man den Don Giovanni überall spielen lassen. Vom Rokoko bis zum Trash ist alles möglich und wahrscheinlich. Und das gleiche gilt für die Figur des Don Giovanni: spanischer Grande, moribunder Greis, drogensüchtiger Popsänger, impotenter Verbalerotiker, schwuler Macho. Alles ist möglich, alles ist wahrscheinlich, wenn man nur den „Kern“ des Mythos, die tragende Grundstruktur, nicht zerstört und wenn man die einmal gewählte Variante konsequent, stringent und überzeugend in Szene zu setzen weiß. So meinte ich bisher – im Hinblick auf den „Kern“.  Doch dem ist  nicht so. Auch  wenn man den Kern des Mythos zerschlägt, funktioniert das Ganze immer noch – wie es jetzt  beim Don Giovanni in der Komischen Oper zu erleben ist.… → weiterlesen