Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. 8. – 26. August 2012

Innsbrucker Festwochen

Teil II

Der Trojanische Krieg findet noch nicht statt: Giovanni Andrea Bontempi, Il Paride. Opera musicale in fünf Akten

Auch bei ihrer zweiten Ausgrabung in diesem Jahr  sind die Innsbrucker Musik-Archäologen auf ein Juwel gestoßen: auf eine ‚Komödie für Musik‘ avant la lettre, auf eine Parodie auf die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges des Monteverdi Schülers Bontempi, die im Jahre 1662 im Rahmen eines opulenten höfischen Festes in Dresden uraufgeführt wurde.

Die Oper ist in der Tat ein Juwel, das Christina Pluhar noch einmal zurechtgeschliffen hat, sprich: bearbeitet, arrangiert und gekürzt hat: „Ich musste fast alle Rollen bearbeiten. […] So ist circa 70 Prozent abgeändert worden, ohne den Notentext zu verfälschen. […] Wir haben die Anzahl der Partien von 28  auf 23 reduziert und die Anzahl der Sänger von 13 auf neun“. (Christina Pluhar im  Programmheft Innsbrucker Festwochen). Das Ergebnis dieser Bearbeitung lässt sich sehen: besser gesagt: es ist brillant. Mit welchem Temperament, welcher Begeisterung und (das versteht sich von selber) mit welcher Perfektion die Pluhar und ihr Ensemble diese mir vollständig unbekannte Musik, die unbedarfte Zuhörer wie ich gleich mit Monteverdi assoziieren, zu Gehör bringen, das ist schon große Klasse. Und wenn dann dazu noch ein Ensemble durchweg herausragender Sängerschauspieler  auf der Bühne steht (allen voran Luciana Mancini in der Rolle der unglücklichen  von Paris zugunsten der Helena verlassenen Enone), dann gelingt ein beeindruckender Opernabend.  Nicht zuletzt gebührt auch der Regie Anteil am großen Erfolg der Aufführung. Christoph von Bernuth  hält sich von allem Spektakulären zurück, spielt mit barockem Illusionstheater und dekonstruiert es zugleich als Scheinwelt, zitiert den venezianischen Karneval und höfische Zeremonien der Barockzeit und ironisiert sie zugleich und scheut auch vor derber Komik nicht zurück (in der etwas zu sehr gedehnten Szene des betrunkenen Klosterbruders).

 Was wir schon zur Stellidaura anmerkten, das gilt auch für Il Paride:  wie schade, dass diese Juwelen der Opernliteratur nach so wenigen Aufführungen wieder im ‚tiefen Brunnen der Vergangenheit‘  versinken. Wir sahen die Aufführung am 26. August, die zweite (und letzte Aufführung) nach der Premiere am 24. August 2012.