Die Mär von der gescheiterten Integration nebst Märchen- und Traumtheater und Francesca da Rimini Subtext. – Rossini, Otello am Theater an der Wien

Wenn Damiano Michieletto inszeniert, dann darf das Publikum zu Recht einen Highlight der Regiekunst erwarten –  wie zum Beispiel bei Puccinis Triptychon, das der Theatermacher aus Venedig vor ein paar Jahren in Wien herausbrachte – oder man  muss sich auf einen Flop gefasst machen wie zum Beispiel bei der Così fan tutte, die uns vor zwei Jahren in Barcelona verärgerte. Hier in Wien –sagen wir es gleich –  zeigt sich Michieletto wieder von seiner besten Seite, zieht alle Register seiner Kunst, ‚produziert seine ‚Kunstfertigkeiten‘, deckt verborgene Schichten von Rossinis dramma per musica auf.

Die Regie konzentriert sich auf die Grundstruktur des Stücks, lässt alles unnütze Beiwerk wie das Militärische beiseite und erzählt eine neue Geschichte. Dieser Otello, wie ihn Michieletto versteht, ist kein ‚Mohr‘ und kein Admiral in den Diensten der Republik Venedig. Er ist ein arabischer Investor, der mit den Großkaufleuten von Venedig zum Vorteil des Staates einträgliche Geschäfte gemacht hat und der als Gegenleistung nichts anders verlangt als eingebürgert zu werden. Ein Idealfall für die Apologeten der Integration? Eine Bestätigung  für die Multikulti Idealisten? Nicht doch! Das Bürgerrecht, so signalisieren es, wenn auch recht unwillig,  die Mitglieder ‚der herrschen Klasse‘ könne man schon konzedieren, doch einen Zugang zur hohen Gesellschaft wisse man dem Fremden  zu verwehren.… → weiterlesen