„Narcisetto, Adoncino d’amor“ als Objekt der Begierde. Antonio Cesti, L’Orontea an der Oper Frankfurt

Nein, ein Schönling ist er nicht, der angebliche Maler Alidoro in Jeans (wahlweise Unterhose), weißem Schlabberhemd und langer Mähne, den sich gleich drei Frauen und zwei Männer ausgeguckt  haben. Genauer: dem sie an die Wäsche gehen. Von der angeblich so spröden Königin über die nymphomanische Hofdame bis hin zum versoffenen Butler, sie alle wollen sich mit ihm auf recht handfeste Weise vergnügen. Dabei ist unser  Adonis doch vor allem an sich selbst interessiert. Was ihn allerdings nicht daran hindert, alles, was sich ihm da so leichthin  anbietet, gerne mitzunehmen: Krone und Zepter der Königin, den Sex der Hofdame, den Hintern des Butlers, den Kuss des schmucken Höflings. Ja, wir wissen schon: „Omnia vincit amor et nos cedamos amori“. Und die Innsbrucker Hofgesellschaft, für die Cesti zum Karneval des Jahres 1656 diesen Liebesreigen komponierte, wusste es erst recht – von Vergil. Und wer es immer noch nicht weiß, für den hält die Regie in Frankfurt gleich ein Dutzend geflügelter Eroten bereit, die, allesamt blond gelockt und mit Kußmündchen (mit einem Wort: in der Marylin Maske), sich unter die Akteure mischen.
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